Im Herzen der französischen Riviera liegt Biot. Im Labyrinth der Gassen kann man sich zwischen den Toren aus dem 16. Jahrhundert, den trutzigen Wehrgängen und den steilen gepflasterten Gassen leicht verlaufen. Dank der hoch entwickelten Handwerkskunst hat sich Biot zum Zentrum der zeitgenössischen Glasbläserei in Frankreich entwickelt.
In einer der Glasmanufakturen erlebt man hautnah, wie die Meister ihre Kreationen mit Luftbläschen anreichern und damit ihren Kunstwerken ein unverwechselbares Aussehen verleihen. Als Besucher kann man unter Anleitung sein persönliches Werk gestalten: Mit zügigem und kräftigem Blasen schafft man einen Hohlraum im flüssig-weichen Glas, das am Ende des langen Blasrohrs hängt. Mit einer Prise Bikarbonat und einer zweiten Schicht Glas darüber bilden sich die gewünschten Luftbläschen, das spezielle Merkmal der Glaskunst von Biot.
Ein grüner Hügel am Rande der Altstadt wird von der Mosaikfassade des Musée Fernand Léger überragt. Das Frühwerk des französischen Bildhauers, Malers und Keramikers wird dem Kubismus zugeordnet, Picasso hat ihn nachhaltig beeinflusst. Léger hat sich zu einem bedeutenden Künstler des 20. Jahrhunderts entwickelt, anfänglich auf Landschaften fixiert, stehen später Menschen im Mittelpunkt, oft im Konnex zu Entwicklungen des Bauwesens und der Technik. Unter Pinien im Garten des Museums sind seine monumentalen Plastiken aufgebaut – eine Gruppe von Kindern treibt sich dort gerade mit ihren Lehrern herum, spielerische Begegnung mit Kunst.
Pablo Picasso hat fünfundzwanzig Jahre an der Côte d’Azur verbracht, seit 1948 im Hinterland von Cannes, in Vallauris. Er hat die kleine Töpferstadt durch seine Keramikarbeiten wiederbelebt. Sein Erbe ist unübersehbar, die Hauptstraße von farbenprächtigen Keramik-Blumentrögen gesäumt. Workshops sind gut besucht, Anfänger und Fortgeschrittene holen sich Tipps von Töpfer-Künstlern. Zahlreiche kreative Werkstätten und Boutiquen stehen Besuchern offen, die Stilrichtungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Es werden fantasievolle Skulpturen aus einer Melange von Materialien bis zu extravaganten alltagstauglichen Objekten angeboten. Das Highlight von Vallauris ist eine kleine, unscheinbare romanische Kapelle, das älteste Bauwerk der Stadt. Picasso hat 1952 das Tonnengewölbe mit einem seiner Hauptwerke ausgestattet, dem Gemälde La Guerre et la Paix („Krieg und Frieden“). Darauf zeigt er mit Allegorien, wie fragil Friede ist – sehr berührend und aktuell.
Als Zentrum der Parfumindustrie gilt Grasse, viele berühmte Parfums von Rochas, Dior oder Chanel stammen von hier. Früh am Tag, wenn die Sonne flach über eine Plantage bei Grasse streicht, ist Zeit für die Ernte des duftenden Jasmin, der hier in vielen parallelen Reihen wächst. Emsige Hände legen die kleinen Blüten in Weidenkörbe. Den Sommer über eine alltägliche Arbeit, sieben- bis zehntausend Blüten ergeben ein Kilogramm. Durch das Waschen mit Extrahierflüssigkeit gewinnt man die wertvolle Basis für Parfums. Das ist aber nur eine der Dutzenden Zutaten, wie man im Parfum-Workshop erfährt. Man lernt nicht nur seinen Geruchsinn zu verfeinern, sondern auch, wie sich Düfte zu einer Neukomposition vereinen lassen. Mit Konzentration kann man tröpfchenweise „sein“ persönliches Parfum kreieren.
Kochkunst auf höchstem Niveau erlebt man auf der Anhöhe von Grasse, wo ein Anwesen aus dem 17. Jahrhundert zum Boutique-Hotel ausgebaut wurde. Passend zum exklusiven Ambiente mit stilvollen Möbeln und traumhafter Aussicht in die Bucht von Cannes, bietet der Sternen- und Hauben-dekorierte Chefkoch Jacques Chibois eine kulinarische Reise durch originelle und bunte Gerichte: gebratenes Rindfleisch und kandierte Wange, Fadennudel-Risotto mit Rüben, Gemüse mit Oliven und geräuchertem Mozzarella als Hauptgang. Haute Cuisine und guter Geschmack gehören zur Lebensart der azurblauen Küste. Ein Cocktail an Eindrücken und Genüssen, den man als Besucher gerne auf sich wirken lässt.
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