Blick auf das Meer in der Abendsonne in Marmaris, der beliebten Küstenstadt an der Ägäis.

Zu jung zum Altsein: So geht Seniorenurlaub in der Türkei

Urlaubsgrüße aus dem Ruhestand. Mit Senioren aus ganz Österreich unterwegs beim Chillen an der türkischen Ägäis.

Dabeisein ist alles. Und im Alter von fünfzig bis fünfundneunzig waren heuer wieder alle dabei, die ihre Lebenszeit nicht auf einem Sofa verlümmeln wollen: ganz fidel beim traditionellen „Frühjahrstreffen“ in Marmaris, organisiert von SeniorenReisen, dem Reisebüro des Pensionistenverbandes Österreich (PVÖ).

Die Luft ist klar, der Wind streichelnd, das Licht weich und warm. Im Frühjahr, wenn die Jacaranda-Bäume lila oder blau-violett blühen, sieht Marmaris aus wie frisch gewaschen. Die Küstenstadt im Südwesten der Türkei liegt auf einer Halbinsel in der Provinz Muğla.

Schon beim Transfer vom Flughafen Dalaman durch die gebirgige Landschaft zum Hotel ist die Reiselust spürbar und die Sehnsucht groß nach dem türkisblauen Meer an der türkischen Ägäis.

Mit SeniorenReisen in Marmaris

Das Ziel ist zweitrangig, wenn die Reiseleitung stimmt.

©Seniorenreisen/Fototeam Alex Tod

Genuss im Alter

Mit von daheim hat die ältere Klientel die gewohnte Komfortzone dank umsichtiger Betreuung, die mit dem Kürzel „3 S“ umschrieben ist: Stimmung, Service, Sicherheit. Die Koffer sind schon vor den Gästen im Prime Beach Hotel und werden aufs Zimmer gebracht. Und die ärztliche Betreuung aus Österreich auf Stand-by für alle Fälle macht die Tage sorgenfrei.

Tiefenentspannt beginnt eine Woche mit Kombi aus Natur und Badespaß, kulturellem Erbe und Gastfreundschaft, Shopping und lebhaftem Nachtleben am Hafen. Unterwegs sein heißt für die liebevoll „Best Ager“ Genannten das Allerkostbarste auskosten: die Lebenszeit.

„Das Alter ist ein Massaker“, heißt es in einem Roman von Philip Roth. Doch bevor es so weit ist, kann man sich noch ein wenig die Welt anschauen.

Klassenfahrtstimmung

Reisen kennt kein Alter. Für einen der Teamleiter im roten Dress ist beim Bummeln auf die Hafenfestung Marmaris Kalesi,  ein beeindruckendes Zeugnis vergangener Zeiten, alles nur eine Frage der Perspektive: „Schauen Sie doch, wie fit die Leute mit fünfundsechzig, mit fünfundsiebzig  noch sind! Die meisten fühlen sich zwanzig Jahre jünger.“
Eine kleine Umfrage unter jenen jenseits der sechzig bestätigt: „Es kommt nicht aufs Alter an, sondern auf die Interessen.“ Und für viele auf das Gemeinschaftserlebnis Wegfahren. Für die von Babyboomern zu „Forever Youngsters“ mutierte Generation ist das Erreichen des Pensionsalters „keinesfalls der Beginn des Ruhestands, sondern eher der Start in den besten Lebensabschnitt“. Beim regionalen „Frühlingsfest“ mit Tanz und Musik auf großer Bühne und den Ausflügen herrscht Klassenfahrtstimmung.

Denn das „grüne“ Marmaris ist als Perle der Ägäisküste ein guter Ausgangspunkt für Touren in die Umgebung bis zu den griechischen Dodekanes-Inseln  gleich vor der Tür. Etwa Rhodos: ungefähr fünfundvierzig Kilometer entfernt und mit Fähre in höchstens fünfundsiebzig Minuten zu erreichen. Also ein Katzensprung wie von Marmaris nach Bodrum oder von Bodrum nach Kos, wo der griechische Arzt und Lehrer Hippokrates geboren wurde. Oder von Ayvalik nach Lesbos, oder vom Küstenstädtchen Kuşadası nach Samos.

Das lebhafte Hin und Her der Türken und Griechen heute erinnert daran, dass diese Völker jahrhundertelang unter einem Dach gelebt haben. Sie zanken sich zwar immer noch. Die einen sagen Ouzo, die anderen Raki. Gyros heißt es dort, Döner hier. Tsatsiki ist eine Vorspeise der griechischen Küche, Börek („Käsestangen“) mit Schafskäse, Spinat und einem Joghurt-Dip ein türkischer Snack. „Wir haben so vieles gemeinsam“, sagt Reiseleiter Okan Toprakci. „Die einzigen Dinge, die uns voneinander trennen, sind die Sprache und der Glaube.“

Info

Anreise
Flug nach Dalaman, ohne Umstieg etwa mit SunExpress. 
CO2-Kompensation via atmosfair.de: 21 €.

SeniorenReisen-Package
Die Frühjahrstreffen 2026 finden in  Marmaris und in Albena statt. Wien 18., Gentzg. 129, Tel. 01/313 72 0, pvoe.at/seniorenreisen

Auskunft
goturkiye.com

Kleinstadt als Geheimtipp

Nach einer kurzen Fahrt über eine kurvige Straße durch Pinienwälder und über Pässe: Ankunft im Paradies abseits vom Massentourismus.

Datça ist ein charmantes Städtchen mit rund zweihundertsiebzig Sonnentagen im Jahr, mit kilometerlangen Sandstränden, vielen kleinen Läden, einem Markt und gemütlichen Tavernen: noch ein Geheimtipp für Individualreisende, die das Authentische und Ursprüngliche suchen. Es begrüßt der einzige lächelnde Löwe weltweit, eine Kopie der antiken griechischen Marmor-Statue, die in der Nähe der antiken Stadt Knidos 1858 am westlichen Ende der Halbinsel gefunden wurde. Das Original befindet sich heute im British Museum in London.

der Löwe von Knidos

Attraktion in Datça: der Löwe von Knidos aus der klassischen griechischen Zeit.

©Werner Rosenberger

Gefüllte Feigen

In „Old Datca“ mit Kopfstein gepflasterten Gassen stehen Steinhäuser friedlich in mit bunten Bougainvilleen geschmückten Gärten. Auf dem Weg nach Knidos an der Spitze der Halbinsel kann man die für den Ort berühmten Mandelplantagen sehen. Bei der lokalen Dessert-Spezialität „İncir Dolması“ werden getrocknete Feigen mit Mandeln gefüllt, oft kurz gekocht oder im Ofen gebacken, mit Sirup aus Zucker oder Honig und manchmal auch mit Zimt oder Nelken aromatisiert.

Zum 55-Jahr-Jubiläum 2026 geht’s beim traditionellen Frühjahrstreffen für die Bundesländer Burgenland, Oberösterreich, Salzburg und Wien nach Marmaris und für Gäste aus Kärnten, Niederösterreich, Steiermark, Tirol und Vorarlberg nach Albena an Bulgariens Schwarzmeerküste (Termine im April und Mai).

Die lykischen Felsengräber in Dalyan

Die lykischen Felsengräber in Dalyan, wo das Leben angenehm langsam verläuft.

©Werner Rosenberger

Vom Glück der Lykier

In Dalyan geht es bei einer Flussfahrt durch Schilf, vorbei an wildem Grün und den Ruinen des antiken Kaunos bis zum Iztuzu-Sandstrand, wo die Caretta-Caretta-Schildkröten ihre Eier legen. Beeindruckend: die hoch droben in den Klippen errichteten lykischen Felsengräber. Die Lykier glaubten, dass die Seele nach dem Tod leichter den Weg ins Jenseits findet, wenn sie „oben“ und „nah am Himmel“ beigesetzt ist. Glück bedeutete für sie: Die Seele tritt in eine lichte, erhabene Sphäre über.

Und wie finden wir unser Glück? Im Loslassen, was war, im Genießen, was ist. Im Vertrauen darauf, was kommen wird. „Es gibt Tage, da schaue ich nach dem Aufwachen erst einmal nach, ob nicht ein Zettel an meiner großen Zehe hängt“, sagt ein Witzbold. Unsereiner sagt sich: „Hab keine Angst vor dem Altwerden. Du kannst immer noch viel Unsinn machen. Nur langsamer.“

Werner Rosenberger

Über Werner Rosenberger

Seit 1994 beim KURIER im Kultur-Ressort und Autor zahlreicher Reise-Reportagen für den FREIZEIT-KURIER. Davor hat der gebürtige Steirer zehn Jahre lang bei verschiedenen Medizin- und Wissenschaftsmedien gearbeitet, war Mitgründer und Chefredakteur einer Wochenzeitung für Ärzte, außerdem Werbetexter und Autor u. a. für GEO, Profil, Trend und Diner's Club Magazin.

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