Kühtai: Ein Weltmeister zeigt, wie man richtig rodelt

Eine Frau fährt auf einer Rodelbahn einen schneebedeckten Hügel hinunter.
Der Verband preist Rodeln als den „Rallyesport auf Eis“ an – doch das stimmt nicht, weil es eigentlich sehr günstig und deutlich ungefährlicher als im Auto ist – und ein Spaß für die ganze Familie sein kann

Zusammenfassung

  • Rodeln ist ein günstiger Familiensport und einfach zu erlernen.
  • Im Text wird der Unterschied zwischen Schlitten und Rodel erklärt.
  • Es gibt zahlreiche Naturrodelbahnen, teils mit Gondelzugang, und der Sport erfordert keine teure Ausrüstung.

"Schauts her, das Rodeln ist ja eigentlich ganz einfach!“, sagt der Guide. Wir Rodelworkshop-Teilnehmer schauen uns ein wenig ungläubig an. Alle sind schneekundig, gute Skifahrer, und noch nie auf einer Naturbahnrodel gesessen. Mehr noch, uns war der Unterschied zwischen einem Schlitten und einer Rodel alles andere als klar.

Die Ungläubigkeit rührt aber woanders her: Unser Guide nämlich ist der Ötztaler Gerald Kammerlander (Bild unten, der Mann links), und der hat im Jahr 2011 im Einsitzer alle anderen WM-Teilnehmer abgehängt und sich zum Weltmeister gekürt. Wir haben also einen Rodel-Workshop mit einem Weltmeister gebucht.

Eine Gruppe von Personen sitzt auf Schlitten auf einer schneebedeckten Piste.

Gerald, der Weltmeister, erklärt, wie man so eine Rodel bedient

Füße heben

Gerald ist ganz entspannt, hilfsbereit und superfreundlich. Er hat auch schon als Wanderguide in Sölden gearbeitet, und wir könnten uns nicht vorstellen, sagt er, wie ungeschickt sich Besucher seines Ötztals schon angestellt haben bei Wanderungen von wenigen Hundert Metern: „Manche Leit’ können einfach nit die Fiaß heben und stolpern über die kleinsten Wurzeln“, erzählt er ein paar Anekdoten.

Die Wanderung mit den Rodeln die Naturrodelbahn hinauf stand also unter gegenseitiger Beobachtung, ob eh niemand stolpert. Gerald erzählt, dass für ihn das Hinaufgehen zum Rodelstart eigentlich das Schönste ist. Wir hingegen schwitzen wie die Schweinsbraten beim Hinaufmarschieren – wir waren sicher nur zu warm angezogen an diesem herrlich sonnigen Februartag im Kühtai.

Eine Karte von Tirol, Österreich, mit eingezeichneten Städten wie Innsbruck, Seefeld und Telfs.

Was Schlitten und Rodel unterscheidet

Kurz zu den Basics: Feste Schuhe, gute Handschuhe und einen Helm braucht man jedenfalls. Die Rodeln sind bei den zahlreichen Naturrodelbahnen fast immer um sehr wenig Geld (beim Gasthaus Marlstein im Kühtai waren es vier Euro pro Tag) zum Leihen. Und während bei einem Schlitten alles starr bleiben muss, sind bei der Rodel die Kufen beweglich: Will man nach links fahren, drückt das rechte Bein gegen die vordere Kufe nach innen, zeitgleich zieht man mit der rechten Hand fest am linken Riemen, und wenn die Kurve eng ist, kann man zusätzlich mit der linken Hand in den Schnee greifen. Und wenns ganz arg eng ist, kann man mit der Schuhsohle auch vor der Kurve abbremsen.

Gut, da braucht man schon ein bisschen Zeit und ein paar Kurven, damit man die Bewegung im Kleinhirn abspeichert. Aber der Gerald hat recht behalten, sehr schwer ist es nicht, die ersten S-Kurven zu absolvieren.

Eine Person in roter Jacke fährt auf einer Rodelbahn bergab.

„Naturbahnrodeln – der Rallyesport auf Eis“

... wirbt der Rodelverband auf seiner Homepage. Gerald erzählt, dass bei Wettkämpfen auf Naturbahnen Rennrodler Geschwindigkeiten von bis zu 90 km/h erreichen. Die haben dann aber auch kleine Spikes auf den Handschuhen und den Schuhsohlen.

Die Webseite rodelwelten.com listet nur für Österreich etwa 350 Naturrodelbahnen auf, in Südtirol kommen noch einmal 100 dazu, in der Schweiz 44, in Deutschland 28. Dazu alle Infos, vom Gefälle bis zum Streckenverlauf – für all jene, die schon am Schreibtisch die Strecke memorieren wollen.

Bequemer geht es mit der Gondel rauf

Es gibt auch Naturrodelbahnen (etwa in Sölden), wo man nicht hatschen muss, sondern mit der Gondel zum Start gebracht wird. Im Kühtai mussten wir gehen, und wir sind auch nicht bis ganz zum Start gegangen. Aber am Ende waren alle glücklich: Das lag auch am Wetter, am lässigen Guide und an der eher einfachen Bahn. 

Aber unterm Strich haben wir den Rodelsport für uns entdeckt: Ein Sport für die ganze Familie von jung bis alt, auch das mit den „daheim vergessenen“ Bauchmuskeln war letztlich kein Problem. Man muss weder sauteure Liftkarten noch sauteure Ausrüstung kaufen. Und es lässt sich auch bei schlechter Sicht gut rodeln.

Richtig stolz waren wir aber, dass niemand von uns beim Raufgehen gestolpert ist.

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