"School of Champions": So werden die Skiszenen der Serie gedreht

Aus dem Funkgerät tönt es „drei – zwo – eins – Start – Dani on course“. Auf dem Regiehügel neben der Strecke sind alle angespannt, nicht wegen der Rennläuferin, die jetzt als Ski-Double für Hauptrolle Dani die abgesperrte Piste auf der Bad Hofgasteiner Schlossalm runterzieht. Die weiß eh, was sie tut. Die Spannung gilt den Drohnen und Kameras, den Schatten und Hintergründen, es geht um die besten Bilder. Ein Abfahrtslauf für die dritte Staffel der ORF-Serie „School of Champions“ wird fingiert, obwohl die Torabstände an Riesentorlauf erinnern – für die Kamera geht es um Schwünge und Schrägfahrten. Die Tore tragen „Gastein“-Fahnen, der Hang liegt perfekt präpariert in der Sonne, sogar die blauen Orientierungslinien aus echten Skirennen sind da.

Die fiktive „Abfahrt“ mit neugierigen Zaungästen
„Wo springt die denn hin?“ fragt Sandra Lahnsteiner-Wagner in die Luft, dann nochmal in das Funkgerät. Nun macht sie sich doch ein bisschen Sorgen wegen der falschen „Dani“, die zum Schluss der zwanzig Sekunden langen Einstellung den Sprung zu weit nach rechts gesetzt hat. Das Funkgerät vom „Ziel“ antwortet: „Alles gut, gut gelandet.“ Der Kameramann sagt: „Der Sprung hat super ausgesehen.“

Sandra Lahnsteiner-Wagner im Interview: „Wir bewegen uns bei den Drehs im ganzen Tal.“
Das Teenie-Dramolett „School of Champions“ rund um fiktive Nachwuchsstars einer Gasteiner Elite-Skiakademie findet morgen in zwei ereignisreichen Folgen das Ende seiner zweiten Staffel (ORF 1 ab 20.15, alle Folgen im Stream auf ORF ON). Skinarrisches Publikum in Österreich und Deutschland feiert die Serie, zu deren Herzstücken die Skiszenen zählen. Die Aufnahmen verantwortet Sandra Lahnsteiner-Wagner als Chefin der „Ski Unit“. Die 44-jährige Ebenseerin und Wahl-Gasteinerin war schon vor über fünfzehn Jahren der Star der heimischen Freeride-Szene. Nach kurzer Rennkarriere und Skilehrerausbildungen brachte die Skisport-Generalistin 2010 ihren ersten Film („As We Are“) heraus. Mit „Shades of Winter“ wurde Lahnsteiner-Wagner kurz darauf international berühmt – neben dem Produzieren solcher Ski-Extremfilme ist sie noch oft auch Protagonistin – im „School of Champions“-Vorspann fährt sie kunstvoll im Tiefschnee.
Selfie-Wünsche
Und wer aktuell im Gasteiner Tal urlaubt, sieht sie mit Funkgerät und Clipboard bei den Filmsets. Lahnsteiner-Wagner: „Wir bewegen uns bei den Drehs im ganzen Tal. Es gibt hier viele Trainings- und Rennstrecken, wegen der Skitourismusschule und der Skimittelschule. Das Tal kann Rennsport.“ Hauptsächlich werden die Szenen auf der Schlossalm (Haitzingalm und Aeroplan), auf dem Stubnerkogel (Bucheben), in Sportgastein und Dorfgastein (Kühhager) gedreht. „Hätten wir nicht so viele Optionen, wäre es mitten in der Saison nicht möglich, dass man Pisten sperren kann. Weil der Tourist hat Vorrang.“

Das Gasteiner Tal hat eine Skimittel- und eine Skitourismusschule, also viel „Rennkompetenz"
Die Touristen nehmen das TV-Highlight zunehmend als Sehenswürdigkeit wahr. „Darf ich ein Foto mit euch machen?“, fragt ein herbeigeschwungener Teenager über den Sperrzaun hinweg die Doubles in ihren Rennanzügen. Sie alle waren wirklich Skirennfahrer, die aufgehört haben und nun „Ski-Acting“ machen, erklärt Lahnsteiner-Wagner. „Sie müssen ja den Stil ihrer Stars nachmachen, wenn einer überaggressive Bewegungen hat oder wenn wer ängstlich ist. Und sie müssen Fehler einbauen – das kann nur ein sehr guter Skifahrer umsetzen.“

Fan-Foto mit Ski-Double: Niklas Kurz (re.) ist in der 3. Staffel der rennfahrende „Niki Auer“
Dass niemand ihre Namen kennt, scheint die Doubles nicht zu stören. Der Selfie-Teenie sagt „Danke, Niki“ zu dem Ski-Actor – weil der in der Serie „Niki Auer“ doubelt. Sein Glück: Der Actor heißt auch Niklas. Beliebte Selfie-Spots abseits der Pisten sind der Gasteiner Heilstollen (in der Serie die Akademie von außen), das Valeriehaus und die Mittelstation in Sportgastein.

Markante Fassade: Der Gasteiner Heilstollen ist in der Serie als Ski-Akademie oft zu sehen
Wetter-Logik
Die Szenen mit den Schauspielern werden viel früher gedreht – ihre Doubles treffen sie nur selten. Zum Beispiel der Start eines Rennens: Dani, Niki und Co. stoßen sich bei einem Start ab – Wochen später dreht die „Ski Unit“ die Rennfahrt. „Wir müssen da besonders auf das Wetter achten. Die ,Continuity’ (der richtige Anschluss, Anm.) ist extrem wichtig beim Fernsehen“, sagt Lahnsteiner-Wagner. „Wenn die ,First Unit’ beim Start des Läufers Sonne hatte, brauchen wir auch Sonne. Einmal war der Wunsch sogar, dass wir so drehen, dass das Wetter im Laufe des Rennens besser wird, um die Stimmung zu unterreichen.“ Denn neben ,Continuity’ gehe es stark um Emotion. Klar, Teenager.
Dreharbeiten bei "School of Champions"
Zur Person
Sandra Lahnsteiner-Wagner ist Skiprofi und Filmproduzentin. Sie veranstaltet außerdem Freeride-Camps. Infos zu ihren Projekten: shades-of-winter.com
2.686 Meter ist der höchste Punkt der Gasteiner Skigebiete und damit der „Ski amadé“ – einem Verbund aus 25 Skiorten mit 270 Liften und 760 Pistenkilometern
Veranstaltungen
Im Gasteiner Tal ist viel los, z. B. „Early morning skiing“ (mittwochs bis 26. 2.), Ski- und Weingenusswoche (15.–22. 3.), „Mountaincart am Fulseck“ (dienstags), Tanz:Fest Gastein, Snow Jazz Gastein, Gondeldinner, u.v.m. Infos: gastein.com

Vom Kameramann bis zur Regisseurin muss jeder „geländegängig“ sein
Heute scheint die Sonne perfekt, es gibt daher nur eine kurze Pause für Akkuwechsel der Drohnen und neue Aufstellung, für die hier neben der Rennpiste alle durch den tiefen Schnee stapfen. In der „Ski Unit“ sind alle sehr geländegängig, sie machen sonst ja Sport-Actionfilme. „Wenn das Wetter so gut ist und wir eine Abfahrt drehen, können das schon bis zu zwölf Stunden an einem Tag werden. Wenn alles passt, schießen wir so viel wie möglich durch.“ Dabei sind an diesem Tag zwanzig Menschen im Einsatz – vom Sichern der Pisten bis zur Regie. Insgesamt drehen sie für die dritte Staffel fünfzehn bis zwanzig Tage. „Wahrscheinlich“, sagt Lahnsteiner-Wagner und schaut zum Himmel.
Alle gehen wieder in Position, die Drohnen-Piloten sind auch bereit. Am Start steht der Dorfgasteiner Niklas Kurz, der erst in der dritten Staffel zu sehen sein wird.
„Drei – zwo – eins – Start – Niki on course.“
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