Chalkidike: Wasserbüffel, Flamingos – und dennoch Griechenland

Einige Hundert Wasserbüffel fühlen sich wohl im Naturschutzgebiet Kerkini-See.
Das Naturschutzgebiet Kerkini-See liegt fast an der bulgarischen Grenze und wird erst langsam als Erholungsgebiet in Griechenland entdeckt.

Zusammenfassung

  • Das Naturschutzgebiet Kerkini-See bietet grüne, stille Erholung fernab der klassischen Griechenland-Klischees.
  • Der See ist ein urtümliches Feuchtgebiet, ideal für Birdwatcher mit über 300 Vogelarten, darunter Flamingos, die im Winter hier verweilen.
  • Neben Vogelbeobachtung bietet die Region Spezialitäten wie Käse aus Wasserbüffelmilch und den Eintopf Kokkinisto.

Wenn die Flamingos von der ruhigen Oberfläche des Kerkini-Sees abheben, ist es, als ob der Himmel plötzlich in ein schillerndes Farbenspiel aus Schwarz, Weiß und Rosa getaucht würde. Ein majestätisches Schauspiel, das sich immer wieder wiederholt, wenn das hölzerne Boot – Plaves genannt – den scheuen Wassertieren zu nahe kommt. Die Schwärme von Kormoranen, denen man an anderer Stelle begegnet, lassen die Besucher zwar etwas näher an sich heran. Doch schnell ist man inmitten eines wild flatternden Schwarms, der auf Abstand bedacht ist.

Zum wiederholten Male muss man sich bei Naturerlebnissen wie diesen selbst daran erinnern, dass man sich noch immer in Griechenland befindet. Hier im Norden, fast an der bulgarischen Grenze, sind die typischen Griechenland-Bilder wie weggewischt: Kein Meer, keine endlosen Sandstrände und ausgedörrten Böden, schon gar kein Partylärm. Eher das Gegenteil: Viel Grün, pure Natur und die Stille wird nur von Vogelgezwitscher unterbrochen. Dabei liegt der See nur gute zwei Fahrstunden von Thessaloniki und der Halbinsel Chalkidike entfernt. Ein Ausflug in ein gänzlich anderes Griechenland.

Paradies für Birdwatcher

Der Kerkini-See samt Umgebung ist auch relativ unbekannt, wenn man, wie die meisten Urlauber, die klassischen Inseln anvisiert. Wer im Westen Chalkidikes unterwegs ist oder gar über den Balkan anreist, sollte einen Abstecher in dieses Naturparadies in Erwägung ziehen.

Ein Nachtreiher steht im flachen Wasser eines Sees.

Mehr als 300 Vogelarten kommen im Lauf des Jahres an den See, um hier zu überwintern oder ihre Jungen auszubrüten 

Immerhin kann man in eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Griechenlands eintauchen, das noch sehr urtümlich ist, sanfter und touristisch noch nicht intensiv erschlossen. Zudem ist die Gegend des Kerkini-Sees einer von elf Naturschutzparks und dazu ein Vogelschutzgebiet, dessen Bedeutung als Erholungsgebiet erst seit den 1990er-Jahren entdeckt wird. Von den Menschen wohlgemerkt, denn für viele Zugvögel ist hier schon lange eine Raststation auf ihrer Route. Andere Vögel wiederum bleiben über den Sommer und brüten hier. Rund 150 Arten leben das ganze Jahr hier, ebenso viele nur saisonal. Die Flamingos etwa überwintern von September bis März.

Das ist ungefähr auch jene Zeit, in der das Gebiet um den See, der 1932 durch den Bau eines Staudamms zum Schutz vor Hochwässern entstand, befahrbar ist. Doch es ist sumpfiges, eigentlich unwegsames Marschland, das man nur mit einem Allrad-Fahrzeug samt kundigem Fahrer erkunden kann. Zwischen März und Juni wird das Land bis zu zwei Meter hoch überflutet, dann kommt man nur per Boot voran.

Eine Karte von Griechenland mit Hervorhebung der Region um Thessaloniki.

Der Ausflug ins sumpfige Land lohnt sich allerdings. Denn neben den insgesamt mehr als dreihundert Vogelarten fühlen sich hier auch mehrere Hundert Wasserbüffel wohl. Sie dürften einst von China aus Asien durchquert haben und blieben hier hängen, weil die Bedingungen passten. Wenn während der Allrad-Tour dann tatsächlich kleine Herden als dunkle Flecken in der Sumpflandschaft sichtbar werden, die Tiere langsam und ungerührt dahinschreiten, stellt sich ein ähnlich erhabenes Gefühl ein, wie bei den Vögeln am See.

Käse und Eintopf

Die Wasserbüffel werden hier mittlerweile gezüchtet. Aus ihrer Milch entsteht ein Käse, der an Mozzarella erinnert, das magere, dunkle Fleisch wird zu Würsten oder auch den kleinen Souflaki-Spießen verarbeitet – oder ähnlich wie Rindfleisch.

Etwa im schmackhaften Eintopf Kokkinisto, bei dem die Fleischstücke in einer würzigen roten Sauce aus Tomaten und Gewürzen wie Zimt, Piment oder Lorbeer serviert werden. Das wärmt auch von innen, denn hier im Norden kann es auch im Sommer etwas kühler und regnerisch sein.

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