
Weitwandern über die Nockberge: Radikale Eltern-Kind-Zeit
Der Nockberge-Trail bietet einen wunderbaren Rahmen für ein Familienabenteuer. Allerdings braucht man Kondition und Wandererfahrung.
Vorab sollte man zur Überquerung der Nockberge eines wissen: Besonders homogen ist dieser achttägige Weitwanderweg nicht. Manche Etappen sind eher Spaziergänge, einige sind sehr lang und führen über viele Höhenmeter hinauf – vor allem aber hinunter, weil die Tage oft im Tal enden. Das ist so, weil der Nockberge-Trail einst als Mehrtages-Skitour erdacht war und man hinunterwedeln und mit dem Lift hinauffahren konnte. Nun gibt es aber manche der Lifte nicht mehr und das Wedeln erübrigt sich im Sommer.
Aber dafür gibt es im Sommer unglaubliche Blicke über die sanften Kuppen dieser „Nocken“; Wege, die auch technisch ungeübte Wanderer schaffen; Blumenmeere und dank UNESCO Biosphärenpark eine bezaubernde Natur; und ständig passiert man kleine Gebirgsseen, die zum überraschenden Schwimmen laden. „Papa, kann ich da rein?“
Und schon hüpft das Herz eines bergbegeisterten Vaters bis zum Anschlag. „Klar. Rein mit dir. Ist aber kalt.“
Reisepodcast: W wie Weitwandern
Passend zum Thema widmet sich auch die neue Folge des KURIER Reisepodcast "Stadt. Land. Meer" dem Weitwandern. Axel Halbhuber und Lea Moser sprechen u.a. über den Nordalpenweg, über Erfahrungen mit Hüttenwirten und Weggefährten und darüber, wie schwer ein Wanderrucksack sein darf.
Zu hören auf kurier.at/podcasts oder überall da, wo es sonst noch Podcasts gibt (z.B. Spotify).
Was sich Eltern wünschen
Viele Eltern wollen ihren Kindern die Wanderfaszination näherbringen, es endet oft im Desaster. Das liegt möglicherweise daran, dass man ihnen das Schönste nimmt: die Zeit auf dem Berg. Die kriegt man erst, wenn man am Ende eines Aufstieges nicht wieder hinunter geht, sondern sein Lager in der Hütte aufschlägt.
Zum Beispiel auf der Neuen Bonner Hütte. Die liegt auf einem Almenplateau am Ende der ersten Nockberge-Etappe, zwischen Hochmoor und Ebenwaldhöhe. Wenn dort der Zwölfjährige seinen Hüttenschlafsack im urigen Zimmer andächtig auffaltet, wenn er mit dem Vater in der Stube eine Frittatensuppe teilt und dann „bitte noch ein Bummerl“ ausschnapsen will – dann ist Bergzeit. Hier funktioniert kein Handy, außerdem hat man beim Mehrtageswandern nicht viel mit, man muss es ja schleppen.

Vater-Sohn-Hüttenzeit bei einer Fritattensuppe.
©Halbhuber AxelWobei das gerade am Nock-Trail nicht sein muss: Ein Vorteil des fast täglich Wieder-ins-Tal-Steigens ist, dass Gepäcktransporte angeboten werden. Außerdem können komfortliebende Wanderer so in feschen Hotels übernachten. Wer aber die Hütten liebt, kann übrigens manche der Etappen ein wenig adaptieren – und so oben bleiben, wodurch man sich einige Höhenmeter spart. Alle Infos zu Planung und Services findet man unter wanderdoerfer.at und nockberge-trail.com.

Steinsäule statt Gipfelkreuz, Gipfelbuch gibt es trotzdem.
©Halbhuber AxelDenn etwas Vorbereitung braucht es für den pittoresken, aber stückweise fordernden Weg schon. Einerseits sollte man konditionell nicht ganz nackert daherkommen, andererseits ist ein wenig Orientierungssinn und – mangels Einkehrmöglichkeiten – gute Verpflegung wichtig.
Bis in den Herbst
Beim Jausenstopp am höchsten Punkt zwischen Bonner Hütte und Innerkrems beißt der Sohn in einen Apfel, wie man nur auf dem Berg in einen Apfel beißt. Der Vater beobachtet ihn unbemerkt dabei, wie er ins Land schaut. Er genießt den Blick, wie man nur auf dem Berg den Blick genießt.

Nach dem Jausenapfel kommt der Blick: zwischen Gmeinnock (2.130 m) und den Anderleseen.
©Halbhuber AxelGrundsätzlich wird der Trail für Kinder ab zwölf empfohlen. Weil er aber keine technischen Stellen aufweist, ist es vor allem eine Frage der Kondition. Der Zwölfjährige ist ein guter Geher, aber nach sieben Stunden reicht es auch ihm. Trotzdem weiß er als Wanderer, dass Raunzen nix bringt. „Das schaff’ ma auch noch“, sagt er zum wimmernden Papa. Der grinst.
Grundsätzlich lässt sich der Weg bis zum Wintereinbruch machen, wenn man die langen Wegzeiten an den kürzeren Tagen schafft. Die Charakteristik des Trails wechselt dann in bunte Herbstfarben. Und die Schwimmabenteuer werden noch etwas kühler.
Aber eben: cool.
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