Dolce Vita in klein Rio: Luganos beste Plätze zwischen Berg und See
Mediterranes Flair, Palmen, Zypressen und 2.000 Sonnenstunden im Jahr. Wer im Tessin urlaubt, kommt in den Genuss von prachtvollen Parks, moderner Kunst, Bergen und einem endlosen See.
Nur die riesige Art-déco-Christusstatue sucht man hier vergeblich. Sonst aber fehlt kaum etwas beim Blick über das Panorama vom Monte Brè auf den Golf von Lugano und den Monte San Salvatore: der unendlich große See, der sich um die spitzen, bewaldeten grünen Zuckerhutberge schmiegt, Dorfkulissen und Wassersportler erinnern an den Golf von Rio de Janeiro. Nur ein bisschen kleiner eben und lieblicher. Dank der morphologischen Ähnlichkeit zwischen dem Golf von Lugano und dem von Rio de Janeiro, wird Lugano auch „klein Rio“ genannt.
Mitten in Lugano: Die grüne Ruheoase Parco Ciani am Luganersee, mit Kunstwerken und subtropischen Pflanzen
©Getty Images/iStockphoto/syolacan/iStockphotoKein Wunder also, dass sich auch der Schweizer Tourismus seit einem Jahr dieser Idee verschrieben hat und rund 40 Prozent des Tourismusbudgets in ausländische Märkte investiert. Unter dem Motto „Lugano Region meets Rio de Janeiro“ wurde eine Partnerschaft zwischen der Monte San Salvatore Standseilbahn, auch Pão de Açúcar der Schweiz genannt, und dem Parque Bondinho Pão de Açúcar unterzeichnet.
Luganos älteste Konditorei, das Grand Café al Porto
©Welley FlorentinaDolce Vita & Rivierafeeling
Wer aber in Lugano erstmals ankommt, bemerkt in der 62.000-Einwohner-Stadt eher einen angenehmen Mix aus italienischem Dolce Vita und Schweizer Präzision, als brasilianisches Samba-Flair. Das Tessin bezaubert seine Besucher mit einem Potpourri aus südlichem Flair, alpinem Charme, mildem Klima, üppiger Vegetation mit Palmen, Zypressen und Kakteen, dem schneebedeckten Basòdino-Gletscher und seiner größten Stadt, Lugano.
Und natürlich gibt es hier auch jede Menge Kultur, historische Dörfer und moderne Architektur, wie etwa das Kunstmuseum MASI im neuen Kulturzentrum LAC. Und von hier kann man auch gleich seine Entdeckungstouren starten, entweder per pedes oder bequem per Boot, das bei der Anlegestelle Paradiso hält.
Moderne Kunst am see: Kunstmuseum MASI im neuen Kulturzentrum LAC
©www.lucameneghel.comSo führt der Ausflug vom Paradies zu Fuß über eine poetische Wanderroute entlang des Ufers nach Gandria oder Morcote, an Parks wie dem Parco Ciani und dem Parco Scherrer entlang. In Richtung Gandria spaziert man an einem historischen Palazzo, der Villa Heleneum in Castagnola, vorbei. Im einstigen Museum für außereuropäische Kulturen residierte bis vor kurzem die renommierte Bally Kunst-Foundation, mitten in einem 1931 im Jugendstil angelegten Park mit subtropischen und tropischen Pflanzen.
Parco Ciani : die grüne Lunge mitten in Lugano am See
©Lugano TourismusWährend man in Richtung Castello di Morcote auf grünen Terrassenweinbergen ins Landesinnere wandern kann. Wer will, beginnt den Tag lieber bequem mit dem sanften Tuckern des Schiffsmotors eines Postschiffs, das nach Morcote oder Gandria ablegt.
Nach Gandria geht’s zu Fuß oder per Boot. Vis-à-vis liegt der Grotto dei Pescatori
©Michele MengozziDas Hinterland und die kleinen Läden und Gaststätten in den Dörfern, die meist direkt am Wasser gebaut sind und wo lokale Köstlichkeiten auf romantischen Seeterrassen serviert werden, entdeckt man am besten mit einer Kombination aus beiden Varianten: ein Weg hin über Land, einer zurück über den Luganersee.
Altstadt Lugano: Historische Gebäude, direkt am See
©Richard LorenzItalo-Flair im Wundergarten
Dolce Vita, Aperitif und echtes Strandfeeling erleben Urlauber jeden Sommer entlang der lieblichen Stadt-Promenade von Lugano. Wenn der Lido sich von der Stadtmitte bis zum Parco Ciani in Lugano Maritima und Lugano Riviera in ein maritimes Strandbad mit vielen kleinen Clubs und Bars direkt am See verwandelt, weicht die schweizerische Gelassenheit italienischem Dolce far niente.
Luganos schöne Seepromenade führt direkt zum Parco Ciano
©Lugano TourismusDem Trubel entkommt man bei den Bootsanlegestellen mitten in der Stadt, wo die Schiffe pünktlich ablegen und zu kleinen Fischerdörfern und zu den typischen Grotti tuckern. Manche der kleinen Restaurants in den kühlen Felsenhöhlen, in denen die Einheimischen übrigens einst Wein, Wurst und Käse lagerten, wurden mit Michelin-Sternen ausgezeichnet. So ist der „Grotto dei Pescatori“, der gegenüber der Bucht von Lugano auf dem einzigen wilden Ufer des Ceresio Sees liegt, schnell per Boot, aber auch zu Fuß gemütlich über einen Panoramaweg von San Rocco aus, erreichbar.
Luganos kulinarischer Hotspot Gabbani liegt an der Piazza Cioccaro, im Herzen von Lugano
©Welley FlorentinaNach einem Besuch in dem Schweizer Zollmuseum, wo ungewöhnliche Schmugglerutensilien besichtigt werden können, wandert man direkt am Wasser, mit Sicht auf Lugano, Castagnola und Gandria zum Grotto. Und entdeckt hier dann auch die gastronomische Seele des Tessins bei Risotto, Polenta, regionalem Ziegenkäse, Cinghiali, Seefisch und dem lokalen Merlot-Wein.
Morcote ist zu Fuß oder mit dem Boot von Lugano aus gut erreichbar
©Michele MengozziLust „das schönste Dorf der Schweiz“ zu sehen? Dann ab nach Morcote! Für seine idyllische Lage mit engen Gassen, einer Renaissancekirche und dem magischen Parco Scherrer, bekam der kleine Ort 2016 diese Auszeichnung. Hier gibt es unter den malerischen Arkaden kleine Kunsthandwerksläden und Lokale am Wasser. Aber so romantisch auch der Blick auf Palmen, Berge und See sein mögen, man sollte nicht sitzen bleiben, sondern den Parco Scherrer entdecken.
Barocke Brunnen, römische Amphoren, chinesische Teehäuser: Der Parco Scherrer ist ein Wundergarten hoch über dem See
©Welley FlorentinaDafür braucht man nicht nur gute Schuhe, sondern auch etwas Zeit: der fantastische Terrassen-Park wurde nämlich direkt am Berghang angelegt. Hermann Arthur Scherrer, ein leidenschaftlicher Gartenkünstler und Modeunternehmer, errichtete von 1930 bis 1956, inspiriert von seinen Reisen in die Ferne, den „Garten der Wunder“.
Blick vom Parco Scherrer in Morcote, auf den Luganersee
©Florentina WelleyZwischen Zypressen und Zedern, Palmen, Kamelien und blauen Hortensienbüschen, stehen klassizistische Pavillons, romantische Renaissance-Brunnen mit Seerosenteichen, Sphinxen, ein chinesisches Teehaus umgeben von Bambushainen, barocke Löwen aus weißem Carrara-Marmor, Amphoren aus dem 13. Jahrhundert oder ein Sonnentempel mit Merkur, dem Gott des Handels. Den schönsten Blick auf den See von oben genießt man dann gemütlich im Liegestuhl von der Terrasse unterhalb des Tempels.
Blick vom Monte Brè auf „klein Rio“ und das Curry-Huhn im Korb
©Welley FlorentinaHermann Hesse & Huhn im Korb
Sollte es unten am See zu heiß werden, zieht es Urlauber gerne hinauf in die kühlen Berge. So führt vom Parco Scherrer ein Weg direkt nach Vico Morcote. Begleitet vom Zirpen der Grillen und dem Duft der Macchia, gelangt man auf der Wanderroute Richtung Monte San Salvatore zum Weingut Castello di Morcote. Auf einem Hügelkamm gelegen, umgeben von römischen Steinmauern, Olivenbäumen und Weinreben war das heute biodynamische Weingut lange Sitz der Herzöge von Sforza und Visconti.
Ein herrlicher Blick auf den Ceresio-See: Von der Alpe Vicania führen Wanderwege zur Tenuta Castello di Morcote und nach Morcote
©Egle Berruti60.000 Liter Wein, Merlot, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Chardonnay, Olivenöl und Honig werden hier jährlich produziert und gleich auf der Alpe-Vicania ausgeschenkt. Ein Jausen-Abstecher nach der Degustation am Castello zur hauseigenen Alm mit Gault Millau-Niveau in der Alpe Vicania wird mit Polenta, Ziegenkäse und Merlot belohnt.
Jause auf der Alpe Vicania, Lugano
©FWWem wandern zu schweißtreibend sein sollte, der kann in der Stadt aber auch in eine historische Standseilbahn steigen. Die rote Funicolare fährt gemächlich schnurgerade hinauf auf den Monte Brè oder den Monte San Salvatore. Auch Mountainbiker lieben die 900 kilometerlangen Routen und halten gerne im Salotto am Monte Brè auf 955 Metern Höhe, um das typische Pollo al Cestino zu verkosten. Mit einem Ausblick, der an schönen Tagen bis zum Matterhorn reicht. Bevor es ins Künstlerdorf Brè mit seinen schönen alten Steinhäusern hinuntergeht.
Auf den Berg mit der roten Funicolare - zwei Standseilbahnen führen direkt auf den Monte Brè und auf den Monte San Salvatore hinauf
©Milo ZanecchiaUnd wer Hermann Hesses Steppenwolf dabei und Lust hat, auf den Spuren des Schriftstellers zu wandeln, der 30 Jahre in Montagnola, einem Dorf oberhalb von Lugano, lebte, nimmt sich Zeit für den gemütlichen Spaziergang am Collina d’Oro Wanderweg zwischen duftendem Jasmin und Kastanienbäumen, vom Parco Ciani über den Friedhof von Gentilino zu Hesses Grab, zur Casa Camuzzi.
Originale Schriften und Briefe von Hermann Hesse in der Casa Camuzzi
©Welley FlorentinaDas Haus ist heute ein Museum, in dem im Sommer jeden Sonntag Hesse-Lesungen stattfinden.
Sundowner auf der Terrasse im Hotel Villa Principe Leopoldo mit Blick auf den See
©Lugano TourismusKuriose Fakten
Wussten Sie, dass ...
… der Camuzzi Turm (Hesse Museum) in der historischen Casa Camuzzi, vom Tessiner Architekten Agostino Camuzzi, der u. a. am Bau der Eremitage mitwirkte, im Stil eines russischen Palais des 19. Jahrhunderts gebaut wurde?
… 1956 der erste Eurovision Song Contest in Lugano stattfand?
… sich hier das Schweizerische Hochleistungsrechenzentrum (CSCS), einer der fortschrittlichsten Supercomputer der Welt, befindet?
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