Genannt wird das Beispiel des Pilzes Cordyceps, der längst den Ruf eines Zombie-Pilzes genießt: Denn Ophiocordyceps unilateralis ist eine real existierende, parasitäre Pilz-Art des Regenwaldes, die auf Ameisen wächst und deren Verhalten so manipuliert, dass die Ameise keine Kontrolle über den eigenen Körper hat. Fäden des Pilzes dringen dabei in den Körper der Ameise ein, wandern ins Gehirn und übernehmen offenbar die Kontrolle. Die Ameise bewegt sich zuerst an einen Ort, der für das Pilzwachstum ideal ist, beißt sich dann fest in ein Blatt und stirbt dort nach drei bis sechs Tagen. Dabei produziert der Pilz neue Sporen, um weitere Ameisen infizieren zu können.
Und wie realistisch ist dieses Szenario?
Natürlich gibt es keine Pilze, die Menschen befallen und Kontrolle über deren Zentrales Nervensystem erlangen. Das liegt vor allem daran, dass die menschliche Körpertemperatur zu warm ist für Pilze. Von den 1,5 bis fünf Millionen existierenden Pilzarten gibt es aber schon welche, die auch Menschen angreifen, vor allem jene mit einem stark geschwächten Immunsystem.
Forscher weisen aber darauf hin, dass sich auch Pilze an wärmere Temperaturen anpassen könnten, was durch den Klimawandel beschleunigt wird. Solche Pilze seien bereits entdeckt worden, berichtet die Washington Post mit Verweis auf den Infektionsforscher Arturo Casadevall von der John Hopkins School of Medicine.
Einfluss der Klimakrise auf Pilze
Etwa der Pilz Candida Auris. 2009 wurde erstmals eine Infektion eines Menschen durch diesen Pilz in Japan beschrieben, der über das Ohr in den Körper und alle Organe und die Blutbahn eindringt. Die WHO hat Candida Auris auf ihrer im Oktober 2022 erstmals veröffentlichten Liste der gesundheitsgefährdenden Pilzspezies in die höchste Kategorie 'kritisch' eingeordnet, da der Pilz nur sehr schwer behandelbar ist.
Pilze haben mehr Ähnlichkeit mit Tieren als mit Pflanzen, was eine medikamentöse Behandlung so schwierig macht. Infektionsforscher Casadevall hat in einer wissenschaftlichen Arbeit die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Candida Auris das erste Beispiel einer neuen Pilzerkrankung sein könnte, die direkt mit der Erderwärmung zusammenhängt.
Erwähnt wird auch der Pilz Kokzidioidomykose, der Talfieber (Wüstenfieber, Wüstenrheumatismus) in sehr trockenen Regionen in den USA auslöst. Der Erreger wird vom Menschen inhaliert. Die dadurch ausgelöste Krankheit gleicht einem grippalen Infekt mit Entzündung der Atemwege, Fieber und Abgeschlagenheit, sowie Hautrötungen. Bei immungeschwächten Personen kann der Pilz tödlich sein. Da der Pilz besonders in warmen und trockenen Gegenden gedeiht, wird erwartet, dass durch die Klimakrise und mit Ausbreitung der Wüstenzonen in den USA das Verbreitungsgebiet sehr viel größer werden wird.
Die Zombie-Apokalypse ist abgesagt
Die gute Nachricht, berichtet die Washington Post, ist, dass ein Szenario wie in „The Last of Us“ beschrieben, derzeit ausgeschlossen ist. Die Zombie-Apokalypse ist also abgesagt. Der Pilz, der die Ameisen anfällt, hat sich über Millionen von Jahren entwickelt und wird sich nicht in wenigen Jahren auf Menschen spezialisieren können.
Was aber nicht heißt, dass wir uns gar keine Sorgen vor Pilzinfektionen machen müssen. Denn unser Verhalten kann längst durch Pilze manipuliert werden. Hefe produziert etwa den allseits beliebten Alkohol. Bekannt sind auch die Wirkungen von „Magic Mushrooms“ oder LSD, der ebenfalls durch Pilze (Mutterkornpilz des Roggen) produziert wird.
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