Stilvoll durch den Hochsommer: Kommt jetzt der Männerrock?
Während die restliche Welt (immer) noch über kurze Hosen an Männerbeinen diskutiert, brachte Brad Pitt die Debatte am Dienstagabend auf eine neue Ebene. Der 58-Jährige rockte nach längerer Pause wieder einmal eine Filmpremiere, und dieses Mal im wörtlichen Sinn: Zum lachsfarbenen Hemd kombinierte er im heißen Berlin ein braunes Leinen-Ensemble aus lässiger Jacke und knielangem Rock, der den Blick auf seine tätowierten Waden freigab.
Nach Modeprofis wie Lewis Hamilton und Harry Styles ist Pitt somit der nächste männliche Superstar, der sich selbstbewusst im Rock zeigt. Auch Lars Eidinger feierte „Jedermann“-Premiere diese Woche im Kleid, während seine „Buhlschaft“, Verena Altenberger, im Hosenanzug kam. Wird der Rock für Männer diesen Sommer endgültig salonfähig?
Die Grenzen verschwimmen jedenfalls zunehmend, sagt die Stilberaterin Martina Rieder-Thurn von Image Consulting. Vor allem junge Menschen lassen sich modisch nicht mehr in ein binäres Geschlechterkorsett zwängen – besonders bei Temperaturen um 40 Grad. „Außergewöhnliche Kleidungsstücke wie der Männerrock sind aber nicht für jeden geeignet und wirken sehr extravagant“, gibt die Expertin zu bedenken. Als Träger oder Trägerin sollte man sich stets die Frage stellen, wie man wirken möchte. „Sollte die Antwort darauf ‚auffallend, dramatisch, gerne auch ein wenig provozierend’, lauten, passen auch Röcke bei Männern. Und besonders gut zu kreativen Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen.“
Guter Stoff
Eines kann man sich von Pitts Sommerstyle jedenfalls abschauen: Der Leinen-Look ist bei Hitze immer eine gute Idee, gilt das Material doch als besonders geruchsabweisend, hautfreundlich und feuchtigkeitsregulierend. „Naturfasern wie dünne Baumwolle, zarter Batist oder fließender Baumwolljersey kühlen automatisch“, erklärt die Expertin. „Aber auch hoch technisierte Mischfasern – kommend aus dem Sportbereich – erobern neuerdings Stadt und Büro.“
Bei Seide rät Rieder-Thurn zur Vorsicht. Stichwort: Schweißfleckenrisiko. „Sie atmet schwer und ist nicht vorbehaltlos empfehlenswert.“ Auch reine Kunstfasern, die günstig und nicht atmungsaktiv produziert werden, sind nichts für Situationen mit Schwitzpotenzial. Besser eignet sich Viskose: Die halbsynthetische Textilfaser auf Cellulose-Basis gleicht der Baumwolle, ist aber feiner und luftdurchlässiger.
Knalleffekt
Farblich darf es diesen Sommer knallen. Couture-Häuser wie Valentino haben es vorgemacht, Stars wie Reese Witherspoon (siehe li.) ziehen nach und hüllen sich ganz in Pink. „Farblich heißt es diesen Sommer: Mehr ist mehr! Knalliges Pink, kräftiges Grün oder Blau lassen jede Frau erstrahlen“, sagt die Stilberaterin. „Wer es sanfter mag, greift an heißen, sonnigen Tagen zum ebenso trendigen Weiß oder edlem Sand.“
Apropos Sand: Den Trend zum Männerrock hatte Brad Pitt bereits 2004 anlässlich der Filmpremiere von „Troja“ vorausgesagt. Schon zu Achilles’ Zeiten hätten schließlich alle Männer Rock getragen. Zumindest modisch könnte es also doch noch ein Sommer wie damals werden.
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