Erst heuer lancierte der Luxusgüterkonzern Richemont eine Plattform, um Kriminalität im Uhren- und Schmucksektor zu bekämpfen. In der Datenbank „Enquirus“ können Hersteller, Behörden, Versicherungen sowie Händler und Kunden gestohlene Gegenstände registrieren. Im Fall von Balmain ist es möglich, dass die Laufstegmodelle an den Bestbieter verkauft wurden, um möglichst schnell kopiert zu werden.
Produktpiraten
Das weltweite Handelsvolumen mit Fälschungen belief sich im Jahr 2019 auf 412 Milliarden Euro. Die Fakes stammen vor allem aus China – weitere wichtige Herkunftsländer sind die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate und Singapur. Die am häufigsten beschlagnahmten Produktkategorien sind Schuhe, Kleidung, Lederwaren, elektronischen Geräte und Kosmetika. Große Unternehmen investieren Unsummen im Kampf gegen die Fälscher: Allein Louis Vuitton beschäftigt 60 Anwälte sowie 250 Privatdetektive.
Wie Luxus-Konzerne trotz aller Bemühungen hinterherhecheln, zeigte der Fall um die Chinesin Xu Ting, die sich in den USA niederließ. Acht Nobelmarken hatten die Verkäuferin von gefälschten Luxusartikeln verklagt – alleine dem Luxuslabel Chanel schuldete sie sechs Millionen Euro, weil sie im Internet Fake-Produkte unter dem Namen des Modeherstellers veräußerte. Doch vor Gericht ging es nur um das Einstellen ihrer Webseiten – wohin das Geld in China geflossen ist, fand man nie heraus.
Aber auch bekannte Marken arbeiten nicht immer fair: 2015 war die Designerin Mati Ventrillon überrascht, dass Kleidungsstücke, die das Chanel-Designteam von ihr "zur Forschung" gekauft hatte, auf dem Laufsteg präsentiert wurden. Nach dem Streit bezeichnete das Modehaus sie als "Inspirationsquelle".
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