Made in Tel Aviv: Bei mir bist du sheyn
Sheyn – ein Name, der swingt. Er erinnert an das jiddische Lied „Bei Mir Bistu shein“ („Bei mir bist du schön“), bekannt unter anderem durch die Andrews Sisters. Für den Designer Nicolas Gold ist es die Melodie seiner Kindheit: „Meine Großmutter sprach jiddisch, für mich war das wie eine Geheimsprache.“ Dass ein Wort aus der großmütterlichen „Geheimsprache“ nun – in orthografisch abgewandelter Form – zum Namensgeber seines Schmucklabels wurde, ist ein Anklang an die familiären Wurzeln. Andererseits verbindet Jiddisch Deutsch und Hebräisch – perfekt also für ein Label, das ein über Israel nach Wien eingewanderter jüdischer Argentinier mit einem Österreicher betreibt.
Bevor Nicolas Gold mit seinem Partner Markus Schaffer „Sheyn“ gründete, studierte er Architektur in Tel Aviv und später an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Zaha Hadid. Die Architektin war ihm prägende Mentorin. „Bewegung und der Fluss der Dinge“ gehörten zu Hadids Credo und sind auch in Golds Entwürfen omnipräsent. Jedes der Schmuckstücke, die von Männern wie von Frauen getragen werden können, ist am Computer entworfen – etwa ein Ring, der die Bewegung von Wasser nachempfindet.
Design aus Israel, dieser Tage wegen des Song Contests im Fokus, ist auch Schwerpunkt bei Gottfried & Söhne im Jüdischen Museum in der Wiener Innenstadt. Traditionelle Judaica in moderner Version, Schmuck (u. a. „Sheyn“) und Mode von Designern zumeist aus Tel Aviv und Jerusalem hat Elisabeth Gottfried in ihrem vergangenes Jahr eröffneten Geschäft zusammengetragen.
Was zeichnet Design aus Israel aus? „Israel ist ein innovatives Land, wo viele Kulturen einander begegnen“, sagt Gottfried. Insbesondere die Grafik-Szene gedeiht. „Bei Typografie sind die Israelis weit vorn. Nicht zuletzt, weil hier viele Schriften aufeinandertreffen. Es gibt Graphic-Design-Messen und die Gestalter kümmern sich um jedes Detail ihrer Produktion – von Idee bis Verpackung.“
Bunt, jung, zeitgeistig. Das ist der Ruf, der der Stadt Tel Aviv vorauseilt. Gottfried gerät ins Schwärmen: „Trotz aller Modernität ist Tel Aviv unglaublich entspannt. Hier leben klare Bauhaus-Strukturen neben lässigem shabby Chic. Und alles passt wunderbar zusammen.“
Diese Leichtigkeit, gepaart mit Witz, schlägt sich auch im Design nieder. So nimmt etwa der junge Grafiker Amit Shimoni, ebenfalls bei Gottfried vertreten, mit seinen Illustrationen die (Welt-)Politik aufs Korn und malt schräge Porträts von (nicht nur) israelischen Persönlichkeiten auf Bierdeckel oder Grußkarten – Israel-Visionär Theodor Herzl als Hipster oder die ehemalige Ministerpräsidentin Golda Meir als Pop-Art für Daheim.
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