Lesen gut, Mathe gut

Weitere Erkenntnis der Forscher: Nicht auf eine Methode setzen. Besser ist es, verschiedene Lerntechniken zu kombinieren.
Was den Lernerfolg eines Kindes bestimmt, haben jetzt Verhaltensgenetiker herausgefunden.

Ob ein Kind leicht lernt, hängt zur Hälfte von seinen Genen ab, die andere Hälfte von den Umweltfaktoren. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Neu hingegen ist, dass die Menschen offenbar "Generalisten-Gene" haben, die verschiedenen Fähigkeiten gleichermaßen beeinflussen. Und zwar sowohl positiv als auch negativ. Im Klartext heißt das: Wer auf Grund seiner genetischen Ausstattung gut lesen kann, sollte auch gut rechnen können. Dass manche Kinder dann noch unterschiedliche Leistungen in diesen Bereichen hervorbringen, hängt mit der Umwelt zusammen: Denn 50 Prozent unserer Fähigkeiten werden durch Schule, Familie, Kultur, ökonomische Fähigkeiten etc. beeinflusst. Wer z.B. immer hört, dass Mathe schwierig ist, wird sich möglichst wenig damit befassen-

Zu dieser These kommt der Verhaltensgenetiker Robert Plomin vom Kings College London. In einer Studie testete sein Forscherteam 1500 Zwillingspaare im Alter von zwölf Jahren. Die Forscher verglichen dabei die Ergebnisse von eineiigen und zweieiigen Zwillingen. Erstere haben eine zu hundert Prozent identische DNA, letztere eine zu rund 50 Prozent identische genetische Ausstattung.

Schlussfolgerungen der Experten: Die Gene bestimmen viel. Eltern sollten deshalb akzeptieren, dass nicht aus jedem Kind ein Einstein oder ein Gauß werden kann. "Ihr Gehirn ist nicht eine Tonmasse, die man beliebig formen kann", sagt Plomin. Für den Lernerfolg braucht es allerdings nicht nur eine gute genetische Ausstattung, sondern auch ein Umfeld, das Kinder optimal fördert. Als Vorbild nennt der Forscher Finnland: " Die Finnen haben sich dazu entschlossen, jedem Kind das Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen - egal was es kostet. Denn in einer globalisierten Welt sind das Fähigkeiten, die jeder haben sollten. In der Praxis heißt das, dass das in dem skandinavischen Land die Klassengrößen reduziert wurden, alternative Lerntechniken ausprobiert werden, und einige Kinder besondere Fördermaßnahmen erhalten, etwa Extraunterricht am Nachmittag."

Wer es zu Höchstleistungen wie Albert Einstein oder Karl Friedrich Gauß bringen will, braucht auch die Zeit und die Energie, sich intensiv mit einem Thema zu beschäftigen: "Das kommt nicht wie ein Blitz über sie. Ihre Erfolge sind das Ergebnis eines sehr, sehr langen Prozesses, in dem sie sich Gedanken über die Sache gemacht haben." Allein die Gene machen noch keinen Einstein aus.

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