Wie glücklich sind die Österreicher?
Das Verhältnis des Österreichers zum Glück erkennt man im Sprachgebrauch: „Glücksritter“ ist ein waghalsiger Mensch, „g’rad noch a Glück“ erfindet eine unsichtbare Grenze zwischen Desaster und Katastrophe, „Glückskind“ ist manchmal zynisch gemeint, das Gleiche gilt für den „Glückspilz“, wobei uns als Glücksbringer der giftige Fliegenpilz dient.
Berücksichtigt man dazu das Raunzer-Image des Österreichers, überrascht eine neue Umfrage: Rund 50 Prozent der Österreicher nennen sich glücklich, wobei das Gefühl mit dem Haushalts-Netto-Einkommen steigt – bis 2000 Euro sind es 33 Prozent, bis 3000 Euro schon 58 Prozent.
Wie es sich für ein Land gehört, in dem „Du, glückliches Österreich, heirate!“ einst Herrschermotto war, nennen sich Verheiratete sehr oft „zufrieden“ (58 %), Vergebene oft (48 %) und Singles immerhin nicht ganz selten (39 %). Sogar der Zukunft sehen die Menschen im Land freudig entgegen: 96 Prozent glauben, in fünf Jahren gleich glücklich (64 %) oder sogar glücklicher zu sein (32 %). Spannend: Vor allem die Jugend (14 bis 19 Jahre) geht davon aus, glücklicher zu werden (59 %). Bei den 60- bis 69-Jährigen liegt dieser Wert nur mehr bei zehn Prozent.
Die Studie, für die Marketagent.com 1000 Österreicherinnen und Österreicher zwischen 14 und 69 Jahren online befragte, wirft rechtzeitig zum „Internationalen Tag des Glücks“ am 20. März auch im Detail ein gutes Licht auf das österreichische Gemüt. Besonders familiäre Situation (42 %), Wohnsituation (39 %) und Beziehungsstatus (38 %) gaben die Befragten als zufriedenstellend an. Am meisten Sorgen haben Menschen laut Studie mit ihrer finanziellen Situation (12 %), dem Aussehen (17 %) und ihrer Gesundheit (27 %). Letztgenannte ist generell ein Kernfaktor für Glücksgefühl: 49 Prozent reihen Gesundheit vor Familie (27 %) und Freunden (17 %) als wichtigsten Bereich.
Bruttonationalglück
Die Glücksforschung, ein interdisziplinäres Feld zwischen Soziologie, Psychologie und Marktforschung, erlebt derzeit großes Interesse. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Glück (haben) und dem Gefühl, glücklich zu sein. Ein solches Glück-Gefühl und damit verbundene Zufriedenheit fördern Gesundheit und Erfolg, sind ein Antrieb des Menschen. So dient Glück als Gegentrend zum Konsum als Leitmotiv, darf aber nicht als neues Luxusphänomen missbraucht werden, betonen Glücksforscher wie Studien-Mitautor Dominik Dallwitz-Wegner: „Was Glück angeht, sind wir teilweise noch im Mittelalter. Dabei wissen wir durch die Glücksforschung genau, was wir für mehr Glück und Zufriedenheit tun müssen. Jetzt müssen wir es nur noch tun.“
Gemeint ist damit der Blick auf das eigene Leben, die Sinnfrage, was glücklich macht und was nur „satt“? Diese Überlegung war auch Teil des Konzepts von Jigme Thinley. Der ehemalige Premierminister des Himalayastaates Bhutan erfand in den 1970er-Jahren den Begriff „Bruttonationalglück“, heute Teil der Verfassung von Bhutan: Per Fragebogen sagt das Volk, wie glücklich es ist, ob genug Zeit für Freunde und Familie bleibt. Mittlerweile haben auch Ecuador und Bolivien das Recht auf „Glück“ in der Verfassung verankert.
In Österreich schätzen laut der aktuellen Studie nur 15 Prozent das eigene Volk als „glücklich“ ein. Wobei auffällt, dass jene, die sich selbst als glücklich bezeichnen, die Mitbürger eher unglücklich sehen.
Und umgekehrt.
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