VKI-Test: Aktuelle E-Bikes sind teuer, schwer, aber gut

VKI-Test: Aktuelle E-Bikes sind teuer, schwer, aber gut
Neun Allrounder im Praxistest. Die Konsumentschützer haben einige Verbesserungsvorschläge.
Von Uwe Mauch

Vorweg der Sieger des E-Bike-Tests des Vereins für Konsumenteninformation (VKI): Das ist das KTM Macina Aera 671 LFC. Es liegt mit der Schulnote „gut“ und mit hoher Punktezahl klar an der Spitze. "Das 4.200-Euro-Bike ist ein solides und wendiges Rad mit spritzigem Fahrverhalten auch abseits der Straße", berichtete VKI-Cheftester Franz Wallner exlusiv dem KURIER, bevor er sich mit diesem Radtest in den wohlverdienten Ruhestand begab.

Besondes ruckarme Kettenschaltung

Gefallen hat beim KTM Kettenschaltung Hyperglide, die die durch besonders geformte Zahnräder besondes ruckarm ist. Die Akkuhandhabung ist gut gelöst und die sehr gute Lichtanlage sorgt für eine breite und helle Ausleuchtung der Fahrbahn, heißt es im Testbericht des VKI. Der kräftige, sehr gut abgestimmte Motor wird allerdings unter Belastung laut. Ferner: Lastesel ist dieser Drahtesel keiner: Der Gepäckträger darf nur mit 10 Kilo beladen werden.

Und wer hat verloren? Am Ende der Testtabelle findet sich das Kalkhoff Entrice 5.B Advance+. Es fährt sich als Einziges nur durchschnittlich; vor allem, weil die Fahrstabilität mit Gepäck weniger zufriedenstellend ist.

Die getesteten Tiefeinsteiger gaben im Praxistest in der Südsteiermark ein gutes Bild ab. Vor allem beim Fahrverhalten. Das ist zwar das Wesentlichste, dennoch führte manche Ausstattung – in Anbetracht des hohen Preises – zu Stirnrunzeln bei den akribischen Testern. Zum Beispiel die Frontscheinwerfer. Strahlen beim Testsieger KTM und beim Stevens die Lichter mit 150 Lux, müht sich beim Corratec ein Funzerl mit nur 20 Lux Beleuchtungsstärke, die Finsternis zu durchbrechen.

Rutschige und billig wirkende Pedale

Ein Widerspruch in sich sah man auch beim 5.000 Euro teuren Simplon. Dieses Modell weist einen tollen Riemenantrieb mit stufenloser Nabenschaltung auf, die rutschigen und billig wirkenden Pedale sind dem sonstigen Auftritt des Rades jedoch nicht ebenbürtig.

Unverständlich ist für die Konsumentenschützer auch, dass weiterhin Sättel verwendet werden, die Weichmacher enthalten. Und zwar solche, die im Verdacht stehen, gesundheitsgefährdend zu sein – wie bei Corratec und Kalkhoff. Kopfschütteln verursacht das Kalkhoff auch aus anderem Grund. Das dauerhafte Klappern des vorderen Schutzbleches vermittelt eher das Gefühl, auf einem Fundstück vom Flohmarkt zu sitzen als auf einem viereinhalbtausend Euro
teuren E-Bike.

VKI-Test: Aktuelle E-Bikes sind teuer, schwer, aber gut

Nach denTesterfahrungen des VKI lässt sich sagen, dass die in dieser Klasse verwendeten E-Motoren keiner Steigerung mehr bedürfen. Sie werden aber immer stärker. "Dieser Drang und Zwang nach Leistungszuwachs ist nicht notwendig", kritisiert Cheftester Franz Wallner. Die getesteten Motoren hätten mittlerweile meist ein Drehmoment von 85 Newtonmeter, das Flyer sogar 95. Im letzten vergleichbaren Test lag die Spitze noch bei 75. (Das Drehmoment gibt an, wie kraftvoll der Motor Ihr Treten unterstützt.)

Gerade für ungeübte E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer kann die starke Beschleunigung bei einem hohen Drehmoment – vor allem beim Start und in Kurven – gefährlich werden. Ein Pedelec mit 60 bis 70 Newtonmeter würde für Durchschnittsradelnde völlig reichen.

Schwergewichter nix für Schwergewichter

Die getesteten Pedelecs sind mit 27 bis 29 Kilo echte Schwergewichte. Das bemerkten die Tester nicht nur beim Tragen über Stufen, sondern auch beim zulässigen Gesamtgewicht. Es umfasst alles, was mit dem Rad in Verbindung steht: das E-Bike selbst, eventuell Anhänger, Gepäck oder Kinder – und den Fahrer.

Schwerere Personen sind hier schnell stark eingeschränkt. Das Specialized und das Cube erlauben nur 136 bzw. 135 Kilo zulässiges Gesamtgewicht. Bei einem Fahrradgewicht von 27 Kilo bleiben für eine 100-Kilo-Person nicht einmal mehr 10 Kilo, die mitgeführt werden dürfen.

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