Tiercoach: Wie Urlauber Streunerkatzen helfen können

Eine rot-weiße Katze sonnt sich in einer griechischen Gasse.
Die Vierbeiner profitieren vor allem von Unterstützung vor Ort. Von einer spontanen Adoption rät der KURIER-Tiercoach ab.

Man muss nicht bis auf die japanischen Insel Aoshima reisen, um von Straßenkatzen umgeben zu sein. Auch in näheren Reisezielen gibt es unzählige Streuner. Nicht zuletzt sind in Österreich mehr besitzerlose Freigänger unterwegs, als vielen bewusst ist.

„Streunerkatzen sind dort ein Problem, wo es eine Überpopulation gibt“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, warum nicht jeder Strawanzer am Urlaubsort gefüttert werden soll, und welche Unterstützung am sinnvollsten ist.

„Straßenkatzen sind Wildtiere, sie können nicht mit den wohl genährten Wohnungskatzen daheim verglichen werden“, betont Reitl. Kurz nach dem Winter sind die Vierbeiner oft sehr dünn, im Laufe der Urlaubssaison profitieren einige von der Versorgung durch Touristen. 

Nicht überall sind Straßenkatzen willkommen

Dabei stehen viele Hotelbetreiber, Restaurantbesitzer und Einheimische dem Anfüttern kritisch gegenüber. Nicht alle Gäste schätzen die zerzauste Gesellschaft oder deren Kot. Naturschützer wiederum sehen, dass die fetten Zeiten das Ökosystem vor Ort aus dem Gleichgewicht bringen. Zum einen machen die Katzen in den Sommermonaten weniger Beute, Mäuse und Ratten können zur Plage werden, zum anderen geht sich oft ein dritter Wurf aus, was das Leid der Streuner vergrößert. Nicht zuletzt gerät die natürliche Auslese aus dem Lot.

„Es trägt nicht zur Lösung des Straßenkatzen-Problems bei, einzelne Tiere über eine Woche durchzufüttern“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn

Adoption löst das Straßenkatzen-Problem nicht

Auch von einer spontanen Adoption rät Reitl ab. Jeder Platz wird sofort nachbesetzt. Zudem gewöhnen sich nicht alle Freigänger an ein Zuhause fern der vertrauten Umgebung und Artgenossen.  Die Aus- bzw. Einfuhr unterliegt strengen Gesetzen. Darüber hinaus warten selbst in Österreich viele verwaiste Vierbeiner auf einen neuen Platz.

Wer im Ferienparadies nachhaltig helfen will, unterstützt Tierschützer und Experten vor Ort. Vor allem Kastrationsprojekte dämmen die Überpopulation ein. Auch Impfungen und Entwurmung müssen bezahlt werden. Spenden sind willkommen. 

Von den Streunern gehen kaum gesundheitliche Gefahren aus

„Halten Sie möglichst wenig direkten Kontakt mit Streunern“, sagt der Zoodoc. Parasiten können beim Streicheln vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Die Gefahr, sich mit einer Zoonose anzustecken, besteht, ist aber gering. Auch Bissverletzungen sind selten. Wehrt sich eine Katze aber mit den Zähnen, kann sich die Wunde schlimm entzünden. Schließlich kann bei einer intensiven Bindung der Abschied emotional belasten. 

Der KURIER-Tiercoach appelliert: „Wer tatsächlich eine herrenlose Katze retten will, soll das in Ruhe nach dem Urlaub überlegen.“ 

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