Kurze Beine, lange Tradition: Der Dackel feiert ein Comeback

Ein Rauhaar-, ein Langhaar- und ein Kurzhaardackel sitzen nebeneinander.
Dachshunde erfreuen sich derzeit bei Familien und Jägern wieder zunehmender Beliebtheit – trotz potenzieller Gesundheitsrisiken.

Um 1900 lief es für die „Persönlichkeit auf kurzen Beinen“ gut. Auch in den 1950er- und 60er-Jahren erfreute sich die alte deutsche Rasse mit dem treuherzigen Blick großer Beliebtheit. Nun feiert der Dachshund ein Comeback – charismatisch, in kleinen Schritten.

„Der Dackel zeichnet sich durch ein besonders liebenswertes Wesen aus“, schwärmt Sebastian Hochradl. Der Präsident des Österreichischen Dachshundeklubs – „einmal Dackel, immer Dackel“ – hebt im Vorfeld des Weltdackeltags am 21. Juni die Vorzüge der freundlichen Familienhunde und kooperativen Jagdbegleiter hervor. Auch KURIER-Tiercoach Katharina Reitl, Zoodoc in der Ordination Tiergarten Schönbrunn, betont trotz mancher Schwäche die grundsätzlich robuste Gesundheit der charakterstarken Vierbeiner.

„Wir erkennen eindeutig einen Trend zum Dackel. Er ist wieder stärker im Straßenbild präsent und auch vermehrt bei Jägern im Einsatz. Einen Hype sehen wir nicht“, ordnet Hochradl, den die „lebendige Tradition“ privat seit mehr als 30 Jahren begleitet, die wachsende Liebe zu den vielseitigen Tieren ein. 

Manche Farbschläge sind nicht offiziell anerkannt

Vor allem Creme und Isabella seien derzeit gefragt. Dabei bergen gerade diese Fehlfarben, hervorgerufen durch Genmutationen, ein gewisses gesundheitliches Risiko. Tigerdackel mit dunklem Fell und hellen Flecken stehen aktuell ebenfalls hoch im Kurs, doch auch sie sind anfällig für Krankheiten. 

Der Österreichische Dachshundeklub, der sich seit 1902 für die Reinzucht und die Weiterentwicklung der Rasse stark macht, toleriert diese Farbschläge nicht und schreibt Gentests für Vierbeiner mit Stammbaum vor. Darüber hinaus achten die Mitglieder des Verbands darauf, dass die „Wiener Hunde“ (ihr Körperbau erinnert an „Wiener Würstchen“) nicht in Überlänge geraten bzw. zu krumme Beine bekommen.

„Die Wirbelsäule ist beim Dackel definitiv ein Thema“, weiß Tierärztin Reitl aus der Praxis. Ein Bandscheibenvorfall kann sich chronisch entwickeln oder infolge einer falschen Bewegung spontan auftreten. Übergewicht belastet doppelt. Wird die knorpelige Scheibe gequetscht, schmerzt der Rücken des Patienten, rutscht sie in den Wirbelkanal, drückt sie auf den Nerv. Im schlimmsten Fall kommt es zur Lähmung. Dabei brauchen die durchaus muskulösen Hunde viel Bewegung für ein zufriedenes Leben.

Gendefekt ist für Hot Dog-Statur verantwortlich

Ein Gendefekt ist für die kurzen Beine verantwortlich. Dieser verursacht oft eine Degeneration an den Knorpeln der Gelenke“, spricht die Veterinärmedizinerin ein weiteres rassetypisches Problem an. Die krummen Beine können zudem Knie und Hüfte schädigen. Verantwortungsvolle Züchter wirken diesen häufigsten Schwachstellen durch Selektion entgegen.

Die kurzen Beine freilich sind ein Markenzeichen der Rasse. Sie wurden nachweislich bereits ab 1560 gezielt gezüchtet; die Erdhunde sollten Dachs und Fuchs aus dem unterirdischen Bau jagen. Darüber hinaus bewährten sich die kurzen Läufe auf Drückjagden; Wild flieht vor unterschätzten Feinden später. 

Dackel sind treue Begleiter für Jäger und Familien

„Eine Jagdhunderasse mit Schwächen wäre nur bedingt brauchbar“, verweist Hochradl auf die Wesensüberprüfung neben den Gentests vor der Deckung. Die wachsame Art, der Mut und das ausgeprägte Selbstbewusstsein paaren sich beim Dackel jedenfalls mit einer großen Bereitschaft zu lernen – Eigenschaften, die den Vierbeiner auch zum wohlerzogenen Familienhund qualifizieren. 

„In den vergangenen Jahren sind kleinere Hunde generell in Mode gekommen“, nennt der Dackel-Experte einen zusätzlichen Grund für die „Hochphase“ der bodennahen Hunde.

Wer auf den Dachshund gekommen ist

Dackel sind nicht nur von ihrer Statur her unverkennbar, auch ihr fester Charakter macht sie zu Persönlichkeiten. Die Rasse findet seit jeher prominente Anhänger.

Wilhelm II. zählt zu den ersten bekennenden Dackel-Fans auf politischem Parkett. Der deutsche Kaiser liebte den Jagdgefährten so sehr, dass er seinem „Erdmann 1890–1901“ ein Denkmal setzen ließ. 

Elizabeth II. wiederum schrieb mit ihren Dorgis Zuchtgeschichte: Anfang der 1970er-Jahre hatte sich ein Dackel unter die Corgis der Queen gemischt.

Zu großer Bekanntheit  brachte es Lump (1956–1973), auch Lumpi und Lumpito genannt. Pablo Picasso machte den Dackel, den er wegen der innigen Zuneigung einem befreundeten Fotografen abluchste, zum „bedeutendsten Tiermodell der Kunstgeschichte“. Der spanische Maler verewigte den Hund auf einem Teller, in zahlreichen Bleistiftzeichnungen – und in vielen Interpretationen von Velázquez’ Gemälde „Las Meninas“. Im Original aus 1656 saß dort ein Spanischer Mastiff.

Auch in jüngerer Vergangenheit umgaben sich Stars und Sternchen mit dem Hot Dog. So ließ sich etwa die britische Sängerin Adele mit Dackel blicken. Genauso posierte US-It-Girl Kylie Jenner mit ihrem Moo Pants.  

„Dackel gibt es in den Größen Standard, Zwerg und Kaninchen und – abgesehen von den vielen verschiedenen Farbschlägen – in Langhaar, Kurzhaar und Rauhaar“, zählt KURIER-Tiercoach Reitl auf. „Da ist fast für jeden etwas dabei. Man muss aber auch den eigensinnigen Kopf wollen.“ 

Sich rein nach dem Aussehen für eine Rasse zu entscheiden, sei immer die falsche Wahl. Dackel werden nicht selten 18 Jahre alt.

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