Der Vergleich mit dem Filmmonster King Kong scheint zwar einen Hauch übertrieben, aber eine zarte Erscheinung war Gigantopithecus nicht.
"Wir vermuten, dass der
Riesenaffe zwischen 300 und 500 Kilogramm wog und zwischen zwei und drei Metern groß war. Das ist aber schwierig zu sagen, weil von dieser Gattung nur wenige Fossilfunde existieren – einige Zähne und weltweit nur zwei ganze Unterkiefer", sagt Hervé
Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment an der
Universität Tübingen im Gespräch mit dem KURIER. Zumindest das Geheimnis von "King Kongs" Grande Finale hat die Forschergruppe rund um den Biogeologen nun gelüftet: Der
Riesenaffe starb vor 100.000 Jahren wegen mangelnder Anpassung aus. Einfacher formuliert: Er hatte nichts mehr zu fressen.
Doch der Reihe nach: Man muss sich den großen Bruder des Orang Utans als Bewohner der Wälder
Chinas und Thailands vorstellen – und als Vegetarier, der den ganzen Tag Pflanzen in sich hineinstopfte. Sein Hunger war – Stichwort Körpergröße – gigantisch. Und dann spielte das Klima verrückt. Bocherens: "Es gab in diesem Zeitraum viele Klimaschwankungen, die sich auf den Waldbestand auswirkte. Die Größe der Savannen-. bzw. Waldflächen variierte – je nach den aktuellen klimatischen Bedingungen." Irgendwann in der Zeit des Pleistozäns schien der Zeitpunkt gekommen, an dem der vorhandene Wald dem Riesenaffen als Nahrungsmittelquelle nicht mehr reichte und er sich den neuen Umweltbedingungen nicht mehr anpassen konnte. Somit waren die letzten Stunden des "Ur-King-Kong" gekommen.
Wie das die Forscher herausgefunden haben? Anhand von Zähnen. Stabile Kohlenstoffisotope im Zahnschmelz von Primaten geben nämlich Auskunft darüber, was auf deren Speiseplan stand. Im Fall des
Riesenaffen erwähntes Grünzeug aus dem Wald. Die Zahnfossilien stammen übrigens aus
China und
Thailand – unter ihnen ist auch der Erstnachweis des
Riesenaffen, den der Paläoanthropologe
Gustav Heinrich von Koenigswald im Jahr 1935 in einer Fossiliensammlung einer chinesischen
Apotheke gefunden hatte. In der Traditionellen Chinesischen Medizin galten Fossilien – sogenannte Drachenknochen – als heilendes Zauberpulver", erklärt
Bocherens.
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