Achtsamkeit: Der Augenarzt gibt zu bedenken: „Wird die Fehlsichtigkeit nicht behandelt, besteht das Risiko, dass sie binnen kurzer Zeit stark zunimmt und im Erwachsenenalter zu einem pathologischen Problem wird.“ Ist ein Elternteil oder sind gar beide Eltern kurzsichtig, sollte noch mehr Augenmerk auf das Thema Myopie gelegt werden.
Therapie: Facharzt Simader und Optometrist Gschweidl nennen drei in der Wirkung ähnliche Optionen, die laut Studien eindeutig wirken, auch wenn es für alle drei bis dato keine exakt bewiesene wissenschaftliche Erklärung gibt. Zuerst Atropin-Augentropfen; dann spezielle Kontaktlinsen für Myopie (sie können die Kurzsichtigkeit im Zentrum des Auges korrigieren). Seit eineinhalb Jahren gibt es nun auch in Österreich eigene Brillen, deren Gläser ähnlich wirken wie die Kontaktlinsen.
Kosten: Die Kosten für die derzeit noch wenig bekannte Myopie-Kinderbrille, klagen Simader und Gschweidl, werden von Gesundheits- bzw. Krankenkassen nicht übernommen, bis auf Weiteres jedenfalls nicht. Sie belaufen sich auf rund 750 Euro (600 Euro die Gläser, 150 Euro der Brillenrahmen) und sie müssen von den Eltern bezahlt werden. Anders ist es bei den Kontaktlinsen: Da übernimmt die Kasse die Kosten, abhängig von der Type bis zu 100 Prozent. Bei deutlicher Zunahme der Kurzsichtigkeit werden die Kosten für die Tropfen von der Kasse übernommen. Sonst zahlen die Eltern 48 Euro pro Monat, so der Arzt. „Über die Zeit sind sie etwas teurer als die Brille.“
Wenig förderlich: Allgemein geben die beiden Fachleute zu bedenken, dass der aktuelle Lebensstil nur bedingt für die Gesundheit förderlich ist. Wenn etwa die Kinder stundenlang zu nahe auf Bildschirme starren – Stichwort Mobiltelefone und zuletzt auch Homeschooling –, belastet das ihre Augen.
Hilfreich: Was die Sportmediziner bereits am Ende der 1960er-Jahre gefordert haben, wird nun auch von den Augen-Fachleuten ins Treffen geführt: Kinder sollten mindestens zwei Stunden pro Tag im Freien spielen und/oder sporteln. Das ist im Übrigen nicht nur ein Hinweis, der sich an die Eltern richtet, sondern auch an Pädagogen und Bildungspolitiker. Stichwort tägliche Turnstunde. Zum Schauen in die Ferne animieren kann man seine Kinder übrigens auch leicht bei einer gemeinsamen Zug- oder Autofahrt.
Mehr zum Thema: Übersichtlich aufbereitet wurden alle Erkenntnisse zur Myopie und Tipps auf der Internetseite www.augen.at/myopie
Am Ende plaudert der Wiener Augenarzt Christian Simader aus dem eigenen Nähkästchen: Simader misst bei sich selbst derzeit sechs Dioptrien und trägt eine Brille. „Die würde ich auch tragen, hätte man in meiner Kindheit gegengesteuert. Aber dann wäre ich heute nicht bei sechs, sondern irgendwo zwischen minus 2,5 und vier Dioptrien.“
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