To-do-Liste bis Entspannung: Last-Minute-Tipps für den Nachzipf

Was zu Ferienbeginn noch ein abstrakter Gedanke war, wird für einige Schülerinnen und Schüler dieser Tage immer konkreter: Die Nachprüfung steht an. Da kommen schon bange Gefühle auf. Vor allem, wenn man die Vorbereitung bislang eher schleifen hat lassen.
Wer jetzt noch den Lernturbo zünden will, kann sich professionellen Beistand in einem Nachhilfeinstitut suchen. „Um den Jahresstoff eines Faches zu lernen, veranschlagen wir bei uns zwischen 20 und 25 Einheiten zu je eineinhalb Stunden“, sagt Lerncoach Martin Koller von der Schülerhilfe. „Mit guter Planung kriegt man die Vorbereitung auch in zwei Wochen noch hin.“ Rückt der Termin noch näher, macht das Lernprojekt kaum mehr Sinn: „Das Gehirn kann so große Infomengen in so kurzer Zeit kaum verarbeiten.“
Organisation ist alles
Um den Nachzipf erfolgreich hinter sich zu bringen, braucht es nicht zwingend die Unterstützung von Profis. „Wichtig ist, dass man einen guten Lernplan hat“, weiß der Mentaltrainer. Das beginnt bei der Organisation des Lernplatzes und der Unterlagen und reicht über die richtige Zeiteinteilung bis hin zur Vermeidung von Ablenkungen. „Wenn man sich zum Lernen hinsetzt, sollte man dranbleiben und alle Ablenkungen, in erster Linie das Handy, wegräumen.“ Auch wichtig: Wiederholungen einplanen. Nur so kann man Wissen festigen. Kontraproduktiv: Oberflächlich in Büchern schmökern.
➤ Mehr dazu: Wie Eltern ihre Kinder unterstützen können
Koller empfiehlt, sich täglich eine To-do-Liste anzufertigen: „Mit neuen Lerninhalten und Wiederholungen, die am Programm stehen.“ Fürs Lernen sollte man täglich drei Stunden einplanen, fürs Wiederholen rund 45 Minuten. Hakt man die Aufgaben abends ab, macht sich ein gutes Gefühl breit. „Erfolgserlebnisse motivieren und wirken gut gegen Nervosität.“
Stichwort Nervosität: Die wächst unmittelbar vor der Prüfung oft ins Unermessliche. Je näher der Termin rückt, desto wichtiger ist es, „sich mit den richtigen Gedanken zu beschäftigen.“
5-bis-1-Übung
Eine einfache Übung, um ins Hier und Jetzt zu finden: Man nennt laut 5 Dinge, die man sieht, 5 Dinge, die man hört, und 5 Dinge, die man spürt. In Runde zwei nennt man statt 5 Dingen nur noch 4 Dinge pro Kategorie. Man geht immer weiter runter, bis man bei einer Nennung angekommen ist.
1-zu-2-Übung
Diese Atem-Methode baut Stress und Angstgefühle ab: Man atmet durch die Nase 3 Sekunden ein und durch den Mund 6 Sekunden aus. Dann durch die Nase 4 Sekunden ein und durch den Mund 8 Sekunden aus. Schließlich: 5 Sekunden durch die Nase ein und 10 durch den Mund aus.
Gedanken gut steuern
Visualisierungen können Wunder wirken: „Wenn ich mir vorstelle, wie erleichtert ich nach der Prüfung sein werde, wie ich mich belohnen und meinen Eltern die gute Nachricht überbringen werde, stärkt das die Zuversicht und nimmt der Angst die Kraft.“ Das menschliche Gehirn reagiert automatisch positiv auf die guten Geschichten im Kopf. Auch wenn sie in dem Augenblick nur ausgedacht sind. Fokussiert man das Negative, droht eine Kaskade negativer Gedanken, die auf einen einprasseln. Dabei ist Angst per se nichts Schlechtes. „Sie schickt dem Körper Energie, um Herausforderndes zu meisten. Ist sie übersteigert, stellt der Körper auf Blockade um. Im schlimmsten Fall ist man dann bei der Prüfung komplett blank.“ Am Tag vor der Prüfung nochmals alles durchzugehen, empfiehlt Koller nicht. „Man soll es sich da lieber gut gehen lassen.“ Heißt: Raus in die Natur, ab ins Kino und auf andere Gedanken kommen.
Und wenn’s nicht klappt? „Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen“, sagt der Experte. „Auch wenn es unmittelbar nicht hilft: Wenn man auf Momente blickt, in denen man gescheitert ist, sind das retrospektiv oft die prägendsten.“
Kommentare