Wenn eine einzelne Nudelsorte mit einem jährlichen Genussfestival geehrt wird, kann das nur in Italien passieren. Und tatsächlich ist es ein norditalienisches Dorf, wo strozzapreti – wörtlich „Priesterwürger“ – im Mittelpunkt stehen. Sie sollen einigen Priestern derart gemundet haben, dass sie sie in sich hineinschlangen – bis sie würgen mussten.
Das sie überhaupt gefeiert werden können, ist allerdings einigen alten Damen zu verdanken, die diese traditionellen Nudeln wochenlang herstellen. Ausschließlich mit ihren Händen. Schön ist ihnen dabei zuzuschauen, wenn sie mit beneidenswerter Ruhe und Gelassenheit, aber höchst flinken Handgriffen unzählige der gedrehten, kurzen Nudelstreifen herstellen. Meditativ, entspannend und auf ganz auf den Moment fokussiert.
Dank der britischen Kulinarik-Journalistin Vicky Bennison können nicht nur Familienmitglieder oder Nachbarn der 94-jährigen Lucia und ihren Freundinnen zusehen.
2015 startete sie einen YouTube-Kanal namens „Pasta Grannies“, um die zahlreichen traditionellen Pastaformen Italiens und die alten Techniken der Nudelproduktion festzuhalten. Denn diese lief Gefahr, verlernt zu werden. Anders als ihre Mütter und Großmütter greifen junge Italienerinnen heutzutage lieber zu Fertigpasta aus dem Supermarkt anstatt selbst zu rollen, zu walken und zu formen.
Unerwarteter Erfolg
Mit dem Erfolg ihrer kurzen Filme hatte Bennison nicht gerechnet. Vor allem nicht damit, dass die Pasta-Omas ebenso begeisterten, wie die Rezepte. „Die Fröhlichkeit und Unverwüstlichkeit der Pasta Grannies ist eine Quelle der Freude, des Trostes und der Inspiration“, schreibt sie in ihrem nun erschienenen zweiten Kochbuch „Pasta Traditionale. Geheime Familienrezepte aus ganz Italien“ (emf-Verlag, 35 Euro). Die Videos über die Herstellung von Pasta lösen etwas in den Zuschauern aus. „Sie erinnern uns an die eigenen Großeltern.“
Die italienische Küche hat natürlich nicht nur Teigwaren zu bieten, um kulinarisch glücklich zu machen. „Manche Leute macht Pasta glücklich, bei mir ist es Risotto“, gesteht etwa Elsa, die vor 50 Jahren als Achtjährige mit ihren Eltern von Italien nach London auswanderte und heute mit ihrem Mann eine Bar betreibt.
Ihr Steinpilzrisotto findet sich ebenso im Buch, wie Ninis Arancini, die typischen Reisbällchen aus Sizilien. Und auch Marias Lasagne mit Schweinefleisch und Salbei ist dabei – übrigens jahrelang das meistgesehene Video des Pasta Grannies-Kanal. Nicht zu vergessen: dolci. Selbstredend, dass Tiramisu dabei ist – ein wahres italienisches Oma-Gericht. Es hat seinen Ursprung in gezuckertem, schaumig geschlagenem Ei, mit dem italienische nonnas früher ihren kleinen Enkerln den Tag versüßten.
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