Nach Todesfällen: Millionen Baby-Wiegen werden zurückgerufen

Der US-Spielzeughersteller hat Millionen von Babywiegen aus dem Verkehr gezogen.

Der amerikanische Spielzeughersteller Fisher-Price (ein Tochterunternehmen von Mattel) hat weltweit Millionen von Babywiegen zurückgerufen. Das teilten der Hersteller und die US-Verbraucherschutzkommission CPSC am Freitagabend (Ortszeit) mit. Anlass waren Berichte über mehrere Todesfälle, bei denen sich mindestens drei Monate alte Säuglinge selbst in der Schale umgedreht hatten, als sie nicht mit dem Sicherheitsgurten angeschnallt waren. Dabei sollen sie tödlich verunglückt und erstickt sein.

In den vergangenen zehn Jahren sollen demnach mindestens 32 Babys auf diese Art ums Leben gekommen sein. Insgesamt sind nach Angaben von Fisher-Price von dem Rückruf rund 4,7 Millionen der "Rock 'n Play Sleepers" betroffen. Es handelt sich dabei um eine stoffbezogene Schale in bunten Farben, auf einem Gestänge, mit Schaukel-Funktion.

"Dieses Produkt ist tödlich"

Die amerikanische Verbraucherorganisation Consumer Reports hatte zuvor berichtet, dass nach ihren Untersuchungen seit 2009 mindestens 32 Kinder durch die "Rock 'n Play Sleepers“ ums Leben kamen. Die Organisation beschrieb Fälle aus den USA, bei denen Säuglinge in ihren Wiegen erstickten. Die Amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) forderte schon am vergangenen Dienstag den sofortigen Rückruf. "Dieses Produkt ist tödlich“, sagte AAP-Präsident Kyle Yasuda.

Hier finden Sie den genauen Wortlaut des Rückrufs der US-Verbraucherschutzkommission.

Fisher-Price betont, dass das Produkt sicher sei und es sich um einen freiwilligen Rückruf handle: "Während wir weiter zur Sicherheit unserer Produkte stehen, haben wir angesichts der berichteten Vorfälle, in denen das Produkt entgegen den Sicherheitswarnungen und -anweisungen gebraucht wurde, gemeinsam mit der Verbraucherschutzkommission CPSC entschieden, dass der freiwillige Rückruf die beste Vorgehensweise ist.“

Auch in einem Statement der Mutterfirma Mattel heißt es, die Todesfälle hätte sich nur durch nicht ordnungsgemäße Verwendung ereignet. Die Babys seien drei Monate oder älter und nicht angeschnallt gewesen. Die US-Verbraucherschutzkommission CPSC warnt davor, das Produkt zu benützen, sobald Babys sich umdrehen können.

"Längst überfällig"

Consumer Reports bezeichnete die Entscheidung als längst überfällig. "Es bedurfte zäher Untersuchungen und der Stimmen von Ärzten, Opferfamilien und Anwälten im ganzen Land, um diesen Rückruf Wirklichkeit werden zu lassen. Der Kongress muss der CPSC genauer auf die Finger schauen und sicherstellen, dass sie die Aufpasserin ist, auf die sich die Verbraucher verlassen können“, sagte die Präsidentin von Consumer Reports, Marta Tellado.

Der Fall von Ezra Overton

Einer der traurigen Fälle ist jener von Ezra Overton. Der fünf Monate alte Junge war im Dezember 2017 erstickt, nachdem er sich in der Baby-Wiege umgedreht hatte. Vater Keenan Overton schilderte vor wenigen Tagen im Fernsehsender CNN die Ereignisse. Die Wiege habe im Wohnzimmer gestanden, er habe direkt daneben auf dem Sofa geschlafen. „Als ich aufwachte, hatte er sich schon in dem Sitz umgedreht und war tot.“

Fisher-Price hatte angesichts der Berichte über mehrere Todesfälle zunächst noch beschwichtigt und beteuert, die Wiege erfülle alle Sicherheitsstandards. Dazu kam die Mahnung der Firma, man müsse bei der Nutzung die Hinweise beachten.

"Schuld auf die Eltern abgewälzt"

Keenan Overton und seine Frau Evan empfanden diese Stellungnahme als Schlag ins Gesicht. „"Es fühlt sich an, als würden die Eltern missachtet“, sagte Evan Overton dem Sender CNN bei dem Interview vor wenigen Tagen. Ihr Mann Keenan klagte: „Es ist so frustrierend zu sehen, dass die Schuld auf die Eltern abgewälzt wird.“ Es sei verrückt und mache ihn wütend, dass der Sitz für sicher erklärt werde, obwohl er das nicht sei.

Im EU-Schnellwarnsystem für Verbraucherschutz, Rapex (Rapid Exchange of Information System) gibt es bisher (Stand: Samstagnachmittag) keine Sicherheitswarnung zu dem Produkt.Die "Rock'n Play“-Wiege lässt sich über verschiedene Anbieter aus den USA auch nach Deutschland importieren. Vergleichbare Modelle werden auch in Deutschland genutzt. Über die Situation in Österreich gibt es derzeit noch keine Informationen.

Ein Video-Statement von Fisher-Price sehen Sie hier:

Hier eine Detailaufnahme des Produkts:

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