Zielinski: „Antisemitismus ist in Österreich nicht nur subkutan“

Zielinski: „Antisemitismus ist in Österreich nicht nur subkutan“
Der Krebsspezialist Christoph Zielinski hat einen Roman über die Generation seiner Eltern geschrieben: polnisch-jüdische Migranten im Nachkriegsschweigen des 60er-Jahre-Wien.

Was man machen kann, wenn man lange im Flugzeug sitzt, kann man bei Christoph Zielinski lernen. Zum Beispiel einen Roman schreiben. Sein eben erschienenes Buch ist teilweise über den Wolken entstanden. In „Laurenzerberg“ erzählt er von polnisch-jüdischen Migranten im Wien der 1960er. Die Geschichten sind inspiriert von den Kindheitserinnerungen des 72-Jährigen, aber es ist kein autobiografisches Werk. Es war dem Onkologen wichtig, über eine ganz bestimmte, bisher nicht so beleuchtete Generation zu schreiben: „Menschen, die vor dem Kommunismus geflohen sind und hier, traumatisiert von ihrer eigenen Geschichte, in ein Land gekommen sind, das sein Trauma nicht zugeben will. Alles in allem herrschte Schweigen über das jeweilige erlebte Grauen.“

Kollektives Nicht-Ansprechen kennzeichnete die Zeit. Symbolhaft dafür ist eine Szene in „Laurenzerberg“ im Speisesaal im Südbahnhotel am Semmering. Rega, die noch vor wenigen Jahren Opfer der menschenverachtenden „Medizin-Experimente“ des „Professors“ war und deswegen eine Behinderung hat, muss da im selben Raum essen wie der Peiniger. Als wäre nie etwas geschehen. „Das war ja eigentlich überall so“, sagt Zielinski: „Auch in Deutschland, sogar in Argentinien, sind die Opfer den Tätern wieder gegenübergestanden. Und haben versucht, miteinander zu leben.“

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