Legendäre "Zerline": Zauberhafter Seelenlärm

Eine Frau in Mantel und Hut steht neben alten Koffern.
Im Salon 5 wird noch bis Mittwoch die Geschichte von Hermann Brochs „Zerline“ auf die Bühne gezaubert.

Jeanne Moreau brachte der Magd Zerline aus Hermann Brochs Roman „Die Schuldlosen“ 1986 in Paris Bühnenweltruhm. Eine Rolle, wie geschaffen für eine junge Schauspielerin, die zeigen möchte, was sie kann. Im Salon 5 wird nun die Geschichte dieser legendären Magd in zwei Teilen auf die Bühne gebracht.

Ein Mann liest einer Frau mit lockigem Haar aus einem Buch vor.

In einem von Martin Schwanda gelesenen und Gioia Osthoff hinreißend dargestellten Vorspiel ist Zerline zunächst nur eine Figur am Rande. Doch schnell wird klar, wer im Haus der Baronin das Sagen hat.

Zweiter Teil

Und dann kommt Marlena Keil im Zeitlupentempo auf die Bühne. Es ist die alte Zerline, die sich ihren Weg an die Oberfläche bahnt. Und auf zauberhafte Weise verwandelt sie sich nach und nach in die junge, attraktive Zerline, die in einem Monolog, inszeniert von Matthias Rippert, eine der schönsten Liebesgeschichten der deutschen Literatur, wenn es nach Hannah Arendt geht, erzählt.

"Dieser armselige Seelenlärm" mockiert sie sich über die Liebesbriefe ihrer Herrin an den mondänen Herrn von Juna, dem sie doch selbst verfallen war und damit fertig wurde. Gleichzeitig verleiht ihr diese Entdeckung ungeahnte Macht gegenüber der Baronin.

Marlena Keil überzeugt auf allen Ebenen, ihre unterschiedlichen Körperlichkeiten beeindrucken wie ihr vielschichtiges Spiel. Und trotz aller Tragik bleibt auch noch ein wenig Platz für Komik. Mit einfachen Mitteln, der Koffer wird zum Kutschbock, wird hier alles herausgeholt, was diese doch recht klassische Erzählung zu bieten hat.

Info

Weitere Termine: 26. und 27. November 2013, Beginn 19 Uhr 30 Salon 5, Fünfhausgasse 5, 1150 Wien

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