Wiener Symphoniker feiern mit Theatralik 125. Geburtstag
Der 30. Oktober des Jahres 1900 ist ein besonderes Datum für die Wiener Symphoniker. An diesem Tag fand ihr Gründungskonzert im Wiener Musikverein statt. Damals nannte sich der Klangkörper Concert-Verein. Auf dem Programm standen Werke von Carl Maria von Weber, Mozart, Richard Wagner und Franz Schubert. Das Orchester kann auf Glanzzeiten mit Dirigenten wie Herbert von Karajan, Carl Maria Giulini, Georges Prêtre und zuletzt, von 2014 bis 2020, mit Philippe Jordan zurückblicken. Das ist in „Wie funktioniert ein Orchester? Buch der Wiener Symphoniker“ nachzulesen. Otto Biba hat diesen Farbbildband zum Jubiläum bei Bärenreiter herausgegeben. Auch das düsterste Kapitel in der Geschichte des Orchesters ist darin nicht ausspart.
Drangsal und Ausschluss
Der Historiker Oliver Rathkolb schildert in seinem erhellenden Essay eindrücklich die Drangsalierungen durch die Politik im Austrofaschismus und den Ausschluss jüdischer Kollegen in der Nazi-Zeit. Manche von ihnen wurden in der Shoah ermordet. Einer von ihnen ist der Cellist Lucian Horwitz, der in Theresienstadt ein Kammerorchester gründete und in Auschwitz umgebracht wurde.
Uraufführungsorchester
In den Jahrzehnten seit seiner Gründung hatte sich zuvor der Klangkörper als Uraufführungsorchester bedeutender Werke etabliert. Gigantische Kompositionen wie Arnold Schönbergs „Gurre-Lieder“, Franz Schmidts Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“ führte das Orchester neben Werken von Alban Berg, Franz Schreker, Richard Strauss und anderer Tonschöpfer zum ersten Mal auf. Dem trägt auch der seit Beginn dieser Spielzeit amtierende Chefdirigent Petr Popelka im Jubiläumsprogramm Rechnung. Bei Wagners „Faust-Ouvertüre“, die auch beim ersten Konzert gespielt wurde, arbeitete er die theatralischen Momente heraus. Maurice Ravels Klavierkonzert für die linke Hand führte das Orchester 1905 mit dem Widmungsträger Paul Wittgenstein auf, der im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verlor. Anna Vinnitskaya trumpfte mit kraftvollen Anschlägen auf und ließ die Musik fließen. Das Orchester bereitete ihr einen sehr dichten Klangteppich. Wie Balsam ließ sie ihre Zugabe (Ravel) wirken.
Hanna-Elisabeth Müller agierte bei Alban Bergs „Sieben frühen Liedern“ wie auf einer Insel etwas isoliert vom Orchester. Dessen Klangfarbenspiel, das an ein Jugendstilgemälde erinnerte, stand in Kontrast mit ihrer verspielten Interpretation.
Was der Dirigent mit seiner eigenwilligen Interpretation von Mozarts „Jupiter“-Symphonie ausdrücken wollte, erschloss sich nicht. Dem Publikum hat’s gefallen.
Happy Birthday Wiener Symphoniker!
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