Die Zeit ist ein sonderbar Ding: Im Sportwagen ins Jetzt
Von: Helmut Christian Mayer
Der ästhetische Salon strahlt mit seiner Ornamentik und seinem Mobiliar der Rokoko-Zeit große Eleganz aus. Dies trifft auch für den eleganten Raum im Jugendstil im zweiten Akt zu. Allerdings nicht für die grelle Disco mit Haifischtheke im letzten Akt (Bühne: Dieter Richter). Intendant Hermann Schneider lässt Richard Strauss „Der Rosenkavalier“ im Musiktheater des Linzer Landestheaters in drei unterschiedlichen Jahrhunderten mit den dazu passenden Kostümen (Meentje Nielsen) spielen.
„Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding“: So wie es die Marschallin in ihrer wunderbaren Arie einfühlsam und rührend besingt, so will er offenbar den unabänderlichen Ablauf der Zeit in den Mittelpunkt stellen. Ganz erschließt sich dies jedoch nicht. Auch lässt er im letzten Bild den Ochs seltsamerweise als Greis mit einem Rollator und Augenproblemen herumschleichen. Zudem führt er als Figur ein „Faktotum“, eine schlanke Frau mit langen Haaren, ein, die meist auf der Szene herumschreitet: Siemimt den kleinen Mohamed, den Friseur, den Arzt, einen Discjockey, der elektronische Klänge zu Beginn des Schlussaktes erklingen lässt, und den Chauffeur des roten Sportwagens, mit dem die Feldmarschallin zum Finale hereinfährt.
Die Figur des Leopold wird hingegen ausgespart. Die Personenführung selbst ist sehr schlüssig und detailliert und nimmt gefühlsmäßig gefangen.
Große Gefühle erschließen sich auch musikalisch, denn Markus Poschner leitet das Bruckner Orchester Linz mit vielen Feinheiten und kammermusikalischer Durchsichtigkeit. Auch der weiche Wohlklang, die immer wieder gebrochene Walzerseligkeit und der berührende Charme der genialen Musik werden ausgelebt. Lediglich die Streicher hätte man sich manchmal etwas Strahlender gewünscht.
Glockenreine Töne
Und in Balance zum Orchester wirken die Stimmen teils zu leise. Erica Eloff ist eine elegante Feldmarschallin mit gepflegter Kultiviertheit und großem, emotionalem Tiefgang. Fenja Lukas ist eine entzückende Sophie mit ebensolcher Stimme und glockenreinen Tönen. Manuela Leonhartsberger ist ein eher zurückhaltender Octavian mit schönem Mezzosopran. Michael Wagner ist ein nicht immer ganz verständlicher Ochs, der diese komödiantische Partie mit zu wenig Präsenz, Witz und zu wenig stimmlicher Prägnanz ausfüllt. Adam Kim ist ein solider Faninal, Vaida Raginskyté eine gute Annina, Christian Drescher ein eher unauffälliger Valzacchi. Simon Yang gestaltet den Sänger mit herrlichem Tönen. Auch die vielen kleineren Rollen, vom Ensemble besetzt, und der Chor und Kinderchor meistern ihre Aufgabe mit großer Hingabe.
Das Publikum spendet viel Applaus!
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