Von: Susanne Zobl
Lächelnde Gesichter, Bravos, ein leises Mitsummen bei den bekannten Melodien, Schultern, die sich sanft im Takt wiegen: Walzerseligkeit pur ist bis 1. September in der Sommerarena Baden bei „Wiener Blut“ von Johann Strauß (Sohn) zu erleben.
Michael Lakner demonstriert mit seiner letzten Inszenierung als Intendant der Bühne Baden, wie Operette ein Publikum ganz in ihren Bann ziehen kann. Er nimmt das Genre ernst. Er deutelt nicht herum, sondern zelebriert Leichtigkeit. Dass „Wiener Blut“ nur ein „Pasticcio“ ist, das aus mehreren Instrumentalstücken, die für Gesang umgeschrieben wurden, zusammengefügt ist, hat zur Folge, dass ein „Hit“ auf den nächsten folgt.
Das lässt die Handlung zur Nebensache verkommen. Gut so, denn die ist ziemlich hanebüchen. Die junge Ehefrau Gabriele kehrt erst zu ihren Mann, Balduin Graf Zedlau, dem Gesandten von Reuß-Schleiz-Greiz, zurück, als sie erfährt, dass er sie betrügt. Sein Premierminister weiß von dieser Ehe nichts, hält Zedlaus Geliebte für dessen Gattin und die wirkliche Zedlau für die außereheliche Partnerin. Das Techtelmechtelchaos zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten.
Erich Uiberlacker hat dafür ein ansehnliches Szenario geschaffen, das sich mit geringen Umbauten von einer Villa in ein Stadtpalais und in einen Heurigen mit samtenen Separées verwandeln lässt. Die Besetzung ist famos: Sieglinde Feldhofer zeigt Gabriele mit verschmitzter Noblesse und überzeugt mit ihrem ausdrucksstarken Sopran. Clemens Kerschbaumer ist ein authentischer Balduin. Verena Barth-Jurca lässt als Pepi aufhorchen. Nicole Lubinger zeigt glaubwürdig die eifersüchtige Geliebte Franziska Cagliari.
Andy Lee Lang unterhält als deren Vater mit Couplets über EU und Regierung und erfreut als Pianist. Fulminant seine Dialoge über den Wiener Dialekt mit Franz Frickel, der als Fürst Fürst Ypsheim - Gindelbach genuin das sächsische Idiom hören lässt. Beppo Binder ergänzt bravourös als Diener Josef. Chor und Ballett komplettieren achtbar. Michael Zehetner führt das Orchester unaufdringlich mit Verve. Zurecht herzlicher Applaus.
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