„Letztlich muss man versuchen, diese Erfahrung zu ermöglichen“, sagt Pauly – einerseits den Stammgästen, aber „ganz bewusst so hürdenlos wie möglich auch jenen Menschen, die diesen Zugang zum Konzert noch nicht gefunden haben“.
Brennpunktschulen
Daher bietet der Musikverein auch in der Saison 2025/2026, die Pauly am Donnerstag präsentiert hat, mehr von jenem niederschwelligen Programm, das schon zuletzt neues Publikum ans Haus bringen sollte. In Kooperation mit dem sozialen Zentrum Cape10 in Wien-Favoriten hat man ein auf fünf Jahre angelegtes Projekt gestartet, das 400 Kindern aus Brennpunktschulen und armutsgefährdeten Familien Konzerte anbietet, im Cape10 und im Musikverein – kostenfrei.
Wie vermittelt man diesem neuen Publikum, dass man sich in den prunkvollen Goldenen Saal hineintrauen und ins dortige Publikum mischen darf, wie nimmt man diese Schwellenängste? „Stück für Stück für Stück. Wir hatten ein wunderbares Weihnachtskonzert, bei dem alle diese Schulklassen hier waren, mit Eltern. Der Saal war voll. Es war eine fantastische Stimmung! Wir werden in den nächsten Jahren das Thema kulturelle Teilhabe immer stärker in den Mittelpunkt stellen.“
Besucher unter 30 Jahren sollen in Veranstaltungen des Musikvereins für 20 € im großen Saal und für 10 € in alle anderen Säle gehen können – „ohne Mitgliedschaft“. Die Abopreise bleiben kommende Saison gleich, „um ein Zeichen zu setzen, dass wir Zugänglichkeit bewahren wollen“. Ebenso gibt es das neue Projekt „Hör-Bar“ mit Musikern der Wiener Symphoniker und deren Chefdirigenten Petr Popelka im Gläsernen Saal, das „das klassische Konzertprotokoll aufbrechen“ soll und bei dem Stücke der Moderne in entspannter Atmosphäre präsentiert werden sollen. „Er spielt, erklärt, die Bar ist geöffnet, es gibt mehrere Pausen, in denen man sich mit Petr Popelka und den Musikern unterhalten kann“, schildert Pauly.
Pauly: Künstler der Zukunft in den Mittelpunkt stellen
Das Saison-Programm selbst vereint wieder einige der größten Namen der Klassikbranche, zwei streicht Pauly hervor: Martha Argerich und Andris Nelsons. „Mit beiden haben wir eigene große Programmreihen entwickelt, in denen ihr großes Panorama des Schaffens gezeigt wird.“
Und es ist Pauly „besonders wichtig, dass wir auch die Generation der Künstler in den Mittelpunkt stellen, die die Klassik möglicherweise in den nächsten zwei, drei, vier Jahrzehnten zentral prägen werden“, darunter in der kommenden Saison den Dirigenten Lahav Shani, die Cellistin Julia Hagen und den Pianisten Lukas Sternath. Und „das alles ist eingebettet in die lebendige Pflege der Tradition, die uns so wichtig ist“.
Igor Levit wird fünf Abende gestalten, „er stellt das Gedenken, das Andenken an andere Menschen in den Mittelpunkt, das wird ein sehr intensives Erlebnis mit ihm“. Matthias Goerne wird zusammen mit Daniil Trifonov drei große Schubert-Liedzyklen interpretieren, und dazu einen Podcast über das Lied mitgestalten.
Das Musikverein-Festival, das ja zuletzt einen Gegenstand aus dem Archiv als Leitobjekt hatte, wird 2026 im Zeichen von Beethovens Spazierstock stehen und Musikwerke zu Themen wie Reisen und Neuland entdecken präsentieren.
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