Ein wenig mulmig dürfte ihnen aber schon gewesen sein. Denn Laura Laufenberg fällt gleich aus ihrer Rolle als „rotkopfete Salome“ und erklärt, dass Nestroy kein unantastbares Nationalheiligtum sei. Die wegen ihrer Haarfarbe gemobbte Gänsehüterin muss auch nicht das Idiom beherrschen: Laufenberg versucht sich kurz im Kärntnerischen und macht Defizite mit einem hinreißend subtilen Spiel wett.
Im Zentrum des zweistündigen Abends (ohne Pause) steht natürlich Leidensgenosse Titus Feuerfuchs, der mit Perücken den Aufstieg von der Kanalisation in die Beletage schafft.
Erzählt wird aber nicht nur von Vorurteilen: Mit jeder Sprosse auf der Erfolgsleiter darf sich Florian Carove, ein wunderbarer Nestroy-Komödiant, aus dem Kasten einen Anzug fischen. Denn die verliebten Damen sind allesamt Witwen. Weil Pschill und Dymnicki die Handlung in die 50er-Jahre verlegten, greift Feuerfuchs – pardauz! – immer wieder zu NS-Uniformen. Die Frau von Cypressenburg ist allerdings ein Mann, und Christian Dolezal glänzt mit degeneriertem Wienerisch.
Gustostückerln sind Slapstick-Einlagen samt Vertonungen nach Art der Dick-&-Doof-Stummfilme: Wenn Salome und Titus ihre Hüte lüpfen, tauchen die Haare alles in rotes Licht – und der Kuckucksuhrkuckuck kriegt fast einen Herzinfarkt. Sehr amüsant!
Info: Am 31. August wird "Der Talisman" an der Bühne Baden zu sehen sein - und in St. Pölten auch zu Silvester. Karten können bereits im Abo reserviert und gekauft werden, der Einzelkartenverkauf startet am 28. Juni.
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