Bei der Premiere am Dienstagabend im Wiener Stadtsaal stellt man dem Publikum eingangs gleich einmal die erste (etwas unangenehme) Frage, deren (ehrliche bzw. falsche) Antwort eine mittelschwere Ehekrise auslösen könnte: „Haben Sie sich schon mal gefragt, wie viele Sterne Ihre Beziehung verdient hat?“. Betretenes Schweigen im Publikum. Darauf gibt es nicht die richtige Antwort, also lieber den Partner, der Partnerin an seiner Seite liebevoll anlächeln.
Während des Abends werden auch immer wieder Tipps gegeben. Zum Beispiel, was Sie zu ihrem Hund sagen können, aber nicht zu ihrem Partner. Oder was Sie zu ihrem Partner in der Küche, aber nicht im Schlafzimmer sagen sollten: "Schatz, lass stehen, ich kümmere mich morgen darum."
"Nur kurz" einkaufen gehen
Das gut eingespielte Duo schenkt sich auf der Bühne relativ wenig. Rudle darf über die Besonderheiten von Frau, seiner Frau, subjektiv berichten. Er beklagt etwa völlig ausufernde Wochenendausflüge zum Ikea, wo Frau ja nur kurz schauen möchte, was es Neues gibt. Aber wenn man schon mal da sei, könne man ja diesen praktischen Korb kaufen. Und dann noch diesen Teppich, den man zwar nicht braucht, "aber schau her, Schatz, der ist ja sooo schön". Es ist zum Verzweifeln.
Nicht besser ist es, wenn Frau neue Kleider, neue Schuhe kaufen geht und Mann dabei ständig die Handtasche halten muss. "Wir Männer leiden unter einem Handtaschenarm. Das Handtasche halten ist in der Evolution nicht vorgesehen." Rudle redet sich in Rage, ein Highlight des Abends.
Monica Weinzettl rächt sich dann mit einer Erzählung über die Unfähigkeit ihres Mannes, Textnachrichten zu verfassen und dabei die richtigen Emojis zu verwenden. Aufgezeigt wird auch der Unterschied in der Sprache und in der Zeitrechnung der Geschlechter: Während der Mann nur in Fußball-Halbzeiten rechnen würde, alles ungefähr “zweimal 45 Minuten“ dauert, dauert bei Frauen alles immer „nur kurz“.
Der fast ablösefreie Partner
Der Abend ist eine Art Paartherapie, aber mit lustig. Es wird aus dem sich irgendwann einstellenden Alltag einer Beziehung, über Unstimmigkeiten und Abstimmungsprobleme im gemeinsamen Haushalt, über zu wenig Empathie, Romantik und Sex berichtet. Aber deshalb gleich den Partner, die Partnerin wechseln, sie scheiden lassen? Ja, aber wohin damit? Monica Weinzettl hätte ein Idee, wo man seinen Expartner anbieten könnte. Wir könnten eine Plattform gründen, "die wir dann ,Will-nicht-mehr-haben' nennen." Dort könnte man die Ex als Bastlerhit inserieren. "Ablöse (für die vom Mann bezahlten Silikonbusen, aufgespritzten Lippen) verhandelbar“, so Rudle.
Nach der Pause, das Programm dauert eineinhalb Stunden und hat auch seine Längen, wird vom „Märchen über die perfekte Beziehung, den perfekten Sex“ berichtet. Der Abend plätschert locker vor sich hin, oft stimmt der Humor, ist er bissig, treffsicher; oft ist er aber auch zu klischeebeladen und hat das Niveau von Witzen, die Onkel Hans gerne am Stammtisch erzählt oder via Whatsapp-Nachricht teilt. Manchmal wirkt es auch ein bisschen so, also würde man sich ein nicht ganz jugendfreies TV-Vorabendprogramm ansehen: „Studio 2“, aber mit Sextalk und mit lustig. Wie heißt es so schön, wer lacht, kann nicht schimpfen. Und Humor sollte einem in einer Beziehung ohnehin nie ausgehen.
Weinzettl & Rudle: "5 Sterne Beziehung … und andere Märchen". Die Termine zu den nächsten Auftritten finden Sie hier.
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