Serie "Solange wir lügen": Amnesie auf der Besserverdienerinsel

In Hochglanzserien ist es neuerdings meist eine trügerische Idylle, wenn eine superreiche Familie in einem luxuriösen Anwesen auf einer Besserverdienerinsel lebt. Zuletzt war das zum Beispiel bei „Ein perfekter Sommer“ mit Nicole Kidman auf Netflix so. Nun startet bei Prime Video die Roman-Adaption „Solange wir lügen“ und da vergeht den Beteiligten auch schnell das gebleachte Lächeln.

Also zumindest einer: Cadence entstammt der Familie Sinclair, die sie selbst als „American Royalty“, also US-Adel bezeichnet. Da wird der Vatertag wie die Huldigung eines Königs gefeiert, die drei Töchter von Regent Harris sind die Prinzessinnen und übergeben ihm unter anderem ein Familienwappen-Wandbild als Gabe.

Spitzname Lügner

Ganze drei Sommermonate verbringt die Familie jedes Jahr auf Martha’s Vineyard. Viele Jahre zuvor war ein Freundeskreis entstanden, bestehend aus Cadence, ihrer Cousine Mirren, Cousin Johnny und Gat, dem Neffen des Partners von einer ihrer Tanten. Sie haben den Spitznamen „die Lügner“ – „wohl, weil wir ihn verdient haben“, resümiert Cadence die verschworenen Kindheitstage. Im Jahr 2016 macht sie aus dem Off die Bestandsaufnahme: „Wir waren keine Süchtigen, wir waren keine Kriminellen, wir waren keine Gescheiterten“. Aber die Bilder, die dazu laufen, zeigen, dass das keineswegs für die ganze Familie gilt.

Cadence selbst wird diesen Sommer 2016 besonders in Erinnerung behalten. Oder genauer gesagt: Eben nicht. Denn das letzte woran sie sich erinnert, ist ein Kuss mit Gat, für den sie plötzlich ganz neue Gefühle empfindet. Dann ist ihr Gedächtnis ein schwarzes Loch, bis zu jenem Zeitpunkt zwei Monate später, als sie halbtot am Strand angeschwemmt wurde. Es hilft nicht gerade, dass ihre Mutter der ganzen Familie (und Gat) verboten hat, ihr zu erzählen, was passiert sein könnte.

Gleißender Sonnenschein

„We Were Liars“ (auf Deutsch „Solange wir lügen“ ist ein Bestseller aus dem Young-Adult-Genre von E. Lockhart, die drei Bände umfassende Reihe erfreut sich seit 2014 großer Beliebtheit nicht nur beim jugendlichen Publikum.

Die Amazon-Serie ist perfektes Binge-Material. Denn die vermögende Familie hat natürlich jede Menge Geheimnisse, die jeweils schöne Cliffhanger ergeben. Und hübsch anzusehen ist das Treiben im gleißenden Sonnenschein auch – selbst, wenn es wieder einen unvorhergesehenen Todesfall gibt.