Was die Spark Art Fair braucht: einen Funken Verstand – und Geld

Geniales Raumkonzept für die Kunstmesse Spark – mit trapezartigen Ständen in der Marx Halle
Die Hoffnungen waren einst so groß wie die blinden Flecken gewesen. Doch mit russischen Oligarchen als Sammler zeitgenössischer Kunst ist seit einem Jahr kein Geschäft mehr zu machen: Im September verkam die Viennacontemporary im Kursalon Hübner zum Abklatsch einer Kunstmesse von Format. Viel mondäner dürfte sie auch heuer nicht werden.
Die Konkurrenz konnte daraus aber kein Kapital schlagen: Vor einem Monat wurde die Spark Art Fair abgesagt. Sie hätte von 23. bis 26. März in der Marx Halle stattfinden sollen. Als Grund gab der Veranstalter „Interessenskonflikte innerhalb der Wiener Kunstszene“ an, „in welche die Spark verstrickt“ worden sei. Zudem hätten „lancierte Medienberichte“ zu einer „großen Verunsicherung“ bei angemeldeten wie potenziellen Ausstellern geführt. Der wahre Grund aber ist ein anderer: Renger van den Heuvel war nach internen Streitigkeiten als Gesellschafter und Mastermind ausgestiegen.
Der Jurist, 1963 in Apeldoorn geboren, hatte in der Verlagsbranche gearbeitet – zwei Jahre auch in Moskau. Im Auftrag von Sergej Skaterschikov und Dimitry Aksenov baute er ab 2012 die Viennafair auf. Nach der Trennung von Reed Exibitions, dem Betreiber der Messe Wien, blieb er Geschäftsführer – nun eben der Viennacontemporary, die in die Marx Halle übersiedelte. 2019 quittierte er den Job, ging aber doch nicht zurück nach Holland: Von Herwig Ursin beziehungsweise dessen Unternehmen HEY-U, dem Betreiber der Halle, erhielt er das Angebot, diese als Kulturzentrum weiterzuentwickeln und auch selbst eine Messe zu etablieren. Der Funke sprang über.
Die Spark startete in der widrigsten Zeit – im Frühsommer 2021. Van den Heuvel reagierte mit einem genialen Raumkonzept auf die Pandemie: Man musste sich nicht in Kojen drängen, sondern konnte an trapezartigen Ständen (je vier bildeten eine „Insel“) vorbeiflanieren. Und jede Galerie präsentierte nur eine Position. Daher sah man große Installationen und kleine Personalen. Die zweite Spark (kurz nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs) hatte 13.500 Besucher – und damit um fast ein Viertel mehr als 2021. Aber auch sie verursachte ein Defizit. Und dann dürfte Ursin nervös geworden sein.
Eine kommerzielle Messe interessiert Van den Heuvel aber nicht: Er will eine Spark mit Strahlkraft. Christina Steinbrecher-Pfandt, ehemalige Leiterin der Viennacontemporary und nun in Kalifornien tätig, meint auf KURIER-Anfrage, dass Wien aufgrund der Szene und der Institutionen geeignet sei, eine zeitgenössische Messe internationaler Qualität auszurichten. Aber es bedürfe „einer Kräftebündelung“ (also nur eine große Messe neben der hippen Parallel). Und für ein glänzendes Programm brauche es die Unterstützung der öffentlichen Hand. Doch die Stadt Wien speiste die Spark Art Fair bisher mit 10.000 Euro ab.
Klar ist zudem: Wenn es 2024 eine fulminante Messe geben soll, muss die Entscheidung bald fallen. Dass Van den Heuvel, der das Vertrauen der Galerien genießt, bereitstünde: Davon kann ausgegangen werden.
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