Wagners "Meistersinger" an der Staatsoper: Ein großer Erfolg

Der Abend, also der Nachmittag, weil es ja schon um 17 Uhr losging, begann mit viel Applaus und Bravo-Rufen für Philippe Jordan. Und er endete fünfeinhalb Stunden später mit Jubel für den Dirigenten und von den Rängen geworfenen Blumen für ihn – das Publikum der Wiener Staatsoper setzte ein starkes Signal, wie sehr es Jordan schätzt und wie massiv es offenbar auf seiner Seite ist, was seine Äußerungen im KURIER-Interview gegen Fehlentwicklungen im internationalen Operngenre betrifft. Die Premiere von Wagners „Meistersingern“ wurde dank ihm und dem grandiosen Staatsopernorchester zum musikalischen Triumph.
Jordan dirigiert das riesige Werk fabelhaft, präzise, mit großem Fokus auf Klang und Details. Wie er etwa den Flieder- und den Wahnmonolog des Hans Sachs musikalisch gestaltet, wie er auch komplexe Szenen wie das Ständchen des Beckmesser im zweiten Aufzug oder die Prügelszene mit den Musikerinnen und Musikern in den Saal zaubert, ist hinreißend.
Auch die Sängerbesetzung dieser Premiere ist erstklassig: Michael Volle ist ein fantastischer Sachs, bis zum Finale kraftvoll und schön phrasierend. Georg Zeppenfeld als Pogner und Wolfgang Koch als diesfalls sehr komödiantischer Beckmesser im Stil eines Schlagersängers komplettieren das perfekte Trio tiefer Stimmen. David Butt Philip singt den Stolzing sehr nobel, mit schönem Timbre, Hanna-Elisabeth Müller die Eva bezaubernd, Michael Lorenz den David mit guter Höhe.
Die Inszenierung von Keith Warner ist famos, sie nimmt dem Werk die Schwere und den politischen Ballast – ohne diesen ganz auszusparen. Er erzählt die Geschichte als Traum des Sachs, Realität und Fiktion verschwimmen, die Personenführung ist wunderbar. Das Bühnenbild ist enorm reduziert, es gibt nur ein paar Vorhänge und Gerüste - das reicht für ein Zaubertheater. Die Kostüme changieren zwischen aktuell und historisch, passend für die jeweilige Szene. Beim Schlussmonolog des Sachs, wo es um das Deutschtum und die deutsche Kunst geht - eine Passage, die von vielen Regisseuren radikal Richtung Antisemitismus gedeutet oder ganz dekonstruiert werden - lässt Warner die Choristen mit Büchern und Partituren aus allen Kulturkreisen aufmarschieren. Die Kunst ist es offenbar, die Menschen zusammenbringen kann. Ein starkes Statement. Und: Selten waren „Die Meistersinger von Nürnberg“ so frisch, leicht und humorvoll.
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