Vorwürfe gegen Domingo: Wiener Staatsoper wartet ab, US-Häuser reagieren

Domingo ist heuer noch für drei Auftritte im Haus am Ring angekündigt.

Im Gegensatz zu US-Institutionen, die nach den gestern bekannt gewordenen Belästigungsvorwürfen gegen Opernstar Placido Domingo Auftritte abgesagt haben, wartet die Wiener Staatsoper vorerst ab. Man wolle sich nach den Ende August ablaufenden Theaterferien ausführlich mit der Causa befassen, Gespräche führen und dann entscheiden, heißt es gegenüber der APA.

Placido Domingo ist heuer noch für drei Auftritte in Verdis „Macbeth“ ab dem 25. Oktober im Haus am Ring angekündigt. Außerdem soll er dort am 20. Oktober im Rahmen der Europäischen Kulturpreisgala ausgezeichnet werden.

Externe Berater in Los Angeles befasst

Nach den Belästigungsvorwürfen gegen Opernstar Plácido Domingo haben die Orchestervereinigung von Philadelphia und die Oper von San Francisco Auftritte mit dem Spanier abgesagt. Die Salzburger Festspiele halten indes an seinen Auftritten fest. Die Oper in Los Angeles, deren Generaldirektor Domingo ist, hat eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe veranlasst. Er selbst beteuert seine Unschuld.

Die „beunruhigenden“ Anschuldigungen gegen Domingo würden mit Hilfe externer Berater geprüft, teilte die Oper von Los Angeles mit. „Wir sind entschlossen, unser Möglichstes zu tun, um eine professionelle Umgebung zu fördern, in der unsere Angestellten und Künstler sich wohlfühlen, wertgeschätzt und respektiert“, betonte ein Sprecher des Opernhauses.

Angesichts der Vorwürfe zog die Orchestervereinigung von Philadelphia ihre Einladung an Domingo für ihr Eröffnungskonzert am 18. September zurück. Das Orchester, sein Personal und Publikum brauche eine „respektvolle Umgebung“, hieß es zur Begründung. Auch die Oper von San Francisco sagte einen für Anfang Oktober geplanten Auftritt von Domingo ab.

Metropolitan Opera wartet ab

Die Metropolitan Oper in New York erklärte, sie werde das Ergebnis der Untersuchung in Los Angeles abwarten, bevor sie eine endgültige Entscheidung über die Zusammenarbeit mit Domingo treffe. Der Spanier sollte dort im September in „Macbeth“ und im November in „Madama Butterfly“ auftreten. Der langjährige musikalische Leiter der Met, James Levine, war vergangenes Jahr nach einer internen Untersuchung zu Missbrauchsvorwürfen zunächst suspendiert und schließlich entlassen worden.

Auch bei den Salzburger Festspielen sieht man derzeit keinen Handlungsbedarf: Domingos Auftritt in der konzertanten Fassung der „Luisa Miller“ am 25. und 31. August werde stattfinden, hieß es in einem Statement von Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Sie fände es „sachlich falsch und menschlich unverantwortlich, zum derzeitigen Zeitpunkt endgültige Urteile und darauf beruhende Entscheidungen zu fällen“.

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP haben neun Sängerinnen und eine Tänzerin dem Opernstar sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Die Frauen berichteten demnach von Umarmungen, von Küssen auf den Mund, von nächtlichen Telefonanrufen und davon, dass Domingo auf private Treffen gedrängt habe. Betroffene hätten auch von negativen Folgen für ihre Karriere berichtet, nachdem sie sich Domingos Avancen verweigert hätten. Die betroffenen Frauen äußerten sich mit Ausnahme der Mezzosopranistin Patricia Wulf anonym. Außerdem sollen um die vierzig Frauen gegenüber der AFP angegeben haben, Zeuginnen von unangemessenem Verhalten des Stars geworden zu sein. Die angeblichen Übergriffe reichen laut dem Bericht bis zu drei Jahrzehnte zurück. Der Sänger selbst hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

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