Verzweiflung macht sich breit: Die Wiener Punkband Leftovers mit neuem Album

Vier junge Leute sitzen in einer U-Bahn, lächelnd und mit unterschiedlichen Frisuren.
"Müde" nennt das Quartett sein zweites Album mit zwölf neuen Songs, in denen zu krachenden Gitarren schlechte Laune geliefert wird.

Da ist man eh schon vom Alltag chronisch überfordert, lassen einem diverse Panikattacken auch nachts keine Ruhe. Wo man auch hinsieht: Katastrophe! Es ist zum Schreien.

Genau das macht das heimische Quartett Leftovers auch seit ein paar Jahren – und ist damit durchaus erfolgreich. Mit ihrem starken Debütalbum „Krach“ (2022) konnte die Band nicht nur hierzulande aufzeigen, sondern auch in Deutschland positive Kritiken einfahren.

Kürzlich haben die Anfangzwanziger ihr neues Album vorgelegt. War das Debüt noch eine Mischung aus jugendlichem Überschwang und Teenager-Unzufriedenheit, geht es diesmal klar in Richtung Verzweiflung, Angst und Schlafstörung. Dazu passt dann auch der Titel des Tonträgers: „Müde“

„Müde sind wir von den verschiedensten Dingen, aber um es auf den Punkt zu bringen: Vom Leben und von Erwartungen, die von der Gesellschaft gestellt werden“, sagt Leonid dem KURIER. Der Sänger und Gitarrist bildet mit dem Schlagzeuger Leon, der Bassistin Anna und dem Gitarristen Alex die Band.

Alles rauslassen

Das Musikmachen sei für die vier Leftovers ein willkommenes Ventil, um Druck abzulassen, die ganzen Gedanken, die einem tagtäglich im Kopf herumschwirren, zu verarbeiten. „Wenn wir gemeinsam im Proberaum alles rauslassen können, geht’s uns danach immer besser“, sagt Anna. Energien, Stimmungen und Emotionen spielen beim Songwriting eine wichtige Rolle. Besungen wird in den 12 Songs nicht nur der Weltekel, sondern auch toxische Beziehungen und psychische Störungen. „Man fühlt sich mit solchen Dingen oft isoliert und allein, aber eigentlich geht’s eh allen beschissen“, resümiert Leon. Aber woher kommen diese Sorgen und Nöte? „Wir glauben bei vielen (auch bei uns), sind die Panikattacken über die Corona-Pandemie gekommen, aber was genau solche Dinge auslöst und woher diese Ängste kommen, kann wahrscheinlich niemand so genau sagen. Aber eigentlich sollte es kein Album werden, auf dem wir uns nur beschweren, wie schlecht es uns geht. Im Endeffekt ist das jetzt trotzdem so passiert.“

Musikalisch wird die schlechte Laune via wütender Gitarren („Fick dich!“), unterkühlten Bassläufen („Bellen“), einem scheppernden Schlagzeug unf fiepsenden Keyboardmelodien transportiert: Punk und Grunge, Postpunk und Neue Deutsche Welle. Der Sound ist roh, klingt meistens übersteuert – es kracht, pfeift, lärmt. Das ist natürlich nicht neu, hat es alles schon einmal gegeben. Für die Jugend von heute ist das aber frisch, cool und natürlich aufregend. Und diese Freude sollte man ihnen auch lassen. 

Am 30. 11. live in der Arena Wien.

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