Valerie Pachner als Buhlschaft in Salzburg: Der Tod steht ihr gut

Sie wird ihm nicht in den Tod folgen, sondern diesen spielen: Valerie Pachner ist die Buhlschaft, Michael Maertens ihr Buhle 
Die Festspiele bieten für den "Jedermann" ein Star-Ensemble auf: Michael Maertens, Cornelia Froboess, Anja Plaschg ...

Bettina Hering, die scheidende Schauspielchefin der Salzburger Festspiele, musste sich über den KURIER ziemlich ärgern: Sie fand es, wie sie sagte, unfair, dass die Zeitung nicht nur den neuen Jedermann geoutet hat, sondern auch dessen Buhlschaft. Der Auftritt von Valerie Pachner und Michael Maertens am Donnerstagvormittag im ehrwürdigen Ranftl-Zimmer des Wiener Künstlerhauses war daher keine sensationelle Überraschung mehr. Über mangelndes Medieninteresse musste sich aber niemand beklagen.

 

Und alles war ja nicht verraten worden. Denn mit dem Abgang von Verena Altenberger und Lars Eidinger nach nur zwei Sommern änderte sich das gesamte Ensemblegefüge. Die Jedermann-Mütter Angela Winkler und Edith Clever (zuletzt der Tod) sind 2023 nicht mehr dabei: Cornelia Froboess, die schon so lange so viel mehr ist als der Schlagerstar von „Pack die Badehose ein“, wird Jedermann drängen, ein gottgefälliges Leben zu führen. Auch Mavie Hörbiger, zunächst die mageren Werke, dann Gott und Teufel, hat aufgehört: Die Ex-Frau von Maertens wird von ihrem „Kumpel“ ersetzt, für den sie kürzlich bei der Nestroy-Gala den Preis für die beste Darstellerin entgegennahm, also von Sarah Viktoria Frick. Und auf Kathleen Morgeneyer folgt Musikerin Anja Plaschg (Soap&Skin) als Glaube.

Wahnsinnige Freude

Das Konzept, ein Ensemblemitglied zwei Rollen spielen zu lassen (Mirco Kreiblich bleibt Mammon und Schuldknecht), wird erweitert: Valerie Pachner darf nicht nur die rund 28 Sätze der Buhlschaft sprechen, sondern als Tod auch den Buhlen einkassieren. Jedermanns Freundin als männermordendes Weib? Dies sei nicht in seinem Sinn, so Michael Sturminger, der schon wieder seine Inszenierung umzumodeln hat. Ihm zur Seite steht als Dramaturgin Alexandra Althoff, die ohne Angabe von Gründen ihren Job als Vizedirektorin des Burgtheaters quittiert hat.

Valerie Pachner strahlte bei der Präsentation und wiederholte mehrfach, wie wahnsinnig sie sich freue. Den Part, das Auditorium zu unterhalten, überließ sie „Michi“ Maertens.

Der Burgtheater-Liebling bekannte ein, in Sachen Hugo von Hofmannsthal noch unbeleckt zu sein. Aber er besitzt zumindest eine einschneidende Jedermann-Erfahrung: 1974 starteten die Festspiele Heppenheim nach Salzburger Vorbild mit dem Sterben des reichen Mannes, und weil sein Vater mitwirkte, durfte er einen armen Buben (des Schuldknechts) spielen. Schon damals habe er gewusst: Die Rolle des Jedermanns ist die bessere.

Er wird daher den Festspielen auch 2024 als Titelheld erhalten bleiben. Und er werde dafür sorgen, dass auch Valerie Pachner bleibt.

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