Franz Patay, Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien (VBW), ließ bereits einen Generalplaner ermitteln. Obwohl das offizielle Okay der Stadtregierung zum 60,05 Millionen Euro teuren Projekt noch aussteht. Doch dieses ist ja nur Formsache. 2022 werden 9,8 Millionen Euro gewährt, 2023 weitere 29,2 Millionen, macht 39 Millionen. Und die Wien Holding, Mutter der VBW, gewährt ein Darlehen von 21 Millionen Euro. Aber dieses muss natürlich auch zurückgezahlt werden – mit Steuergeld. Eine allfällige Überschreitung der Kosten gehe zu Lasten der VBW. Klingt gut. Im Endeffekt würde aber auch wieder der Steuerzahler zur Kassa gebeten. Denn woher sollen die hoch subventionierten VBW das Geld nehmen?
Doch es sind nicht nur Sanierungsmaßnahmen inklusive Brandmeldeanlage, Kältemaschine und Fotovoltaik vorgesehen: Man will ungenutzte Flächen erschließen, einen Lift einbauen, eine Kantine für das Personal und die Künstler in Betrieb nehmen, die Veranstaltungstechnik modernisieren – und eine Loggia zum Naschmarkt hin errichten.
Das Theater an der Wien wird daher ab März 2022 für zwei Saisonen geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt endet die Intendanz von Roland Geyer. Und Nachfolger Stefan Herheim beginnt erst im Oktober 2022 – temporär in der Halle E des Museumsquartiers. Es wird daher ein reduziertes Programm geben: Statt neun Musiktheaterproduktionen, wie üblich, sind lediglich fünf geplant.
Wer den an sich logischen Schluss zieht, dass der Subventionsbedarf 2022 sinken wird, irrt leider: Die VBW, zu denen neben dem Theater an der Wien die Musicalsparte im Ronacher und Raimund Theater gehört, bekommen eine satte Subventionserhöhung von 24,13 Prozent – von 40,2 Millionen im heurigen Jahr auf fast 50 Millionen (man begnügt sich mit 49,9 Millionen) im kommenden.
Argumentiert wird der Mehrbedarf unter anderem mit Covid-Maßnahmen: Die Bühnen waren zwar monatelang geschlossen und mussten daher nicht täglich geputzt werden, aber wenn gespielt wurde, hätte es „einen erhöhten Reinigungsbedarf“ gegeben. Auch die Kosten fürs Testen des Personals werden angeführt.
Das Programm hingegen ist mau: Entgegen den Versprechungen bringen die VBW wieder keine neue Eigenproduktion heraus. Im Raimund Theater spielt Christian Struppeck bis zum Sommer „Miss Saigon“, im Herbst folgt eine „Rebecca“-Wiederaufnahme. Im Ronacher läuft weiter „Cats“, ab dem Herbst zahlt man Disney Tantiemen für „Der Glöckner von Notre Dame“.
Für Peter L. Eppinger, Kultursprecher der Wiener ÖVP, ist „eine derart beispiellose Erhöhung der Förderungen absolut nicht nachvollziehbar“ – auch deshalb nicht, weil der Bund den VBW „mit Covid-Wirtschaftshilfen wie der Kurzarbeit und dem Umsatzersatz kräftig unter die Arme gegriffen hat“. Er könne verstehen, dass sich die übrigen Theatermacher vor den Kopf gestoßen fühlen.
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