Jubel für „Tristan und Isolde“ am Stadttheater Klagenfurt

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Chin-Chao Lin am Pult lässt im Kärntner Sinfonieorchester reiche Emotionen und eine weite dynamische sowie farbenreiche Palette erklingen.

Von Helmut Christian Mayer

Das kühne Unterfangen des Klagenfurter Stadttheaters, nach Richard Wagners kompletten „Ring des Nibelungen“ nun auch noch dessen „Tristan und Isolde“ auf die Bühne zu realisieren, wurde fortgesetzt. Denn neben einem eigentlich großbesetzten Orchester bedarf es auch hochdramatische Sänger von hoher Stimmgewalt. Und das Wagnis hat sich gelohnt, den das Ergebnis kann als beachtlich gelungen bezeichnet werden.

Ohne sich auf politische oder mythologische Deutungen einzulassen, beschränkt sich Aron Stiehl, der als Intendant des Hauses wie schon den „Ring“ auch diesmal selbst inszeniert, einfach darauf, die Gefühle und Beziehungen der Protagonisten zu zeigen. Das an sich handlungsarme Liebesdrama wird sehr zurückhaltend mit großer Liebe für Details in Gestik und Mimik in teils beeindruckenden Bildern (Bühne: Thomas Stingl) erzählt. Während die verkachelte, graue Szene, nur mit einer Reling versehen, die auf ein Schiff hindeutet, anfänglich bedrückend und kalt wirkt, öffnet sie sich nach Einnahme des Liebestranks zu einem weiten, ästhetischen Raum mit Nachthimmel und riesigem Mond. Auch das Schlussbild in dunklen Farben fasziniert, es zeigt Tristan nur mehr als Silhouette vor dem gleißenden Mondlicht, während Isolde berückend schön ihren „Liebestod“ anstimmt. Katherine Broderick singt die irische Maid überhaupt mit differenziertem Ausdruck und ungefährdeten, teils etwas scharfen Höhen. Beeindruckend ist auch die weitere Sängerriege: Erin Caves spart als Tristan in dieser extrem fordernden Partie vorerst seine Kraftreserven offensichtlich für den extrem diffizilen dritten Akt auf, um dann hier seine großen Stärken zu zeigen. Melissa Zgouridi ist eine feine Brangäne mit schönem, dunklem Timbre.

Friedemann Röhlig ist ein machtvoller und präsenter König Marke. Birger Radde ist ein markanter Kurwenal. Gut besetzt sind auch die kleineren Partien, insbesondere David Jagodic als Hirte und als junge Stimme eines Seemanns. Auch den Männerchor des Hauses hört man sehr homogen. Eine glänzende Visitenkarte gibt der neue Chefdirigent des Hauses ab: Chin-Chao Lin am Pult lässt im Kärntner Sinfonieorchester reiche Emotionen und eine weite dynamische sowie farbenreiche Palette erklingen. Und es ist erstaunlich, welches Klangvolumen da trotz der kleinen Besetzung bei den Musikerinnen und Musikern erzeugt wird. Das Publikum zeigte sich restlos begeistert: Jubel und stehende Ovationen!