Salzburger Festspiele: Wagner-Impressionen zum Brunch

Von Susanne Zobl
Über Opernaufführungen am Vormittag wurde schon viel diskutiert. Als die Salzburger Festspiele eine Reprise von Mozarts „Così fan tutte“ um elf Uhr ansetzten, zog sich Franz Welser-Möst von der Produktion zurück, weil so etwas Sängern nicht zuzumuten sei. Das ist mehr als zehn Jahre her. Beim Konzert der Wiener Philharmoniker am Samstagvormittag protestierte niemand gegen die Aufführung des ersten Aufzugs aus der „Walküre“, denn sie war konzertant und das Programm ausschließlich Richard Wagner gewidmet.
Am Pult stand Yannick Nézet-Seguin, der dem Wiener Elite-Klangkörper seit einigen Jahren ein verlässlicher Partner ist. Kurzfristig sprang er bei Tourneen ein, im Vorjahr faszinierte er das Salzburger Publikum mit Hector Berlioz’ „Symphonie fantastique“. So ist es auch nachvollziehbar, dass dieses Weltklasse-Orchester das kommende Neujahrskonzert in seine Hände legt.
Starkes Gegenbild
Der 50-jährige Kanadier begeisterte am Samstag im Großen Festspielhaus ein internationales Publikum, das ihn euphorisch mit vielen Bravos feierte. Mit dem Vorspiel zum ersten Akt der Oper „Lohengrin“ gab er einen sehr bedächtigen Auftakt. Das klang in manchen Passagen so, als wollte er die Musik anhalten. Das elektrisierende Flirren verwandelte er in impressionistische Klangskizzen, schwer klangen die Bläserpassagen. Beim „Siegfried-Idyll“ setzte der Dirigent auf die kammermusikalischen Elemente.
Ein starkes Gegenbild erzeugte er mit der „Walküre“, entfachte gigantische Stürme, setzte auf Tempo und ging auf Details in der Partitur ein. Übertitel, wie bei allen Opernaufführungen, wären gut gewesen. Stanislas de Barbeyrac war als Siegmund schwer zu verstehen, denn er verschliff die Vokale. Sein Timbre leuchtete wie goldener Honig, der sich bei Bedarf dunkel einfärben lässt. Ein hervorragender lyrischer Tenor, aber kein Heldentenor. So klang bereits sein Auftritt mit „Wes Herd dies auch sei“ so, als hätte sich Tamino aus Mozarts „Zauberflöte“ in Hundings Haus verirrt. Bescheiden fielen seine „Wälse“-Rufe aus, mit dem „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ konnte er am Ende doch noch punkten. Eliza van der Heever sang sich als Sieglinde ins Kraftzentrum des Ensembles. Ihr prachtvoller Sopran ist eine ideale Stimme für dieses Fach. Ihre fokussierten Höhen trotzten sogar den wildesten Orkanen aus dem Orchester. John Relyea ist als Hunding ein versierter Bösewicht vom Dienst. Er braucht keine Inszenierung, er legt das Dämonische in seine Stimme und wird wie alle bejubelt.
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