Und so kämpfen nun doppeldeutig „23 für 24“, viele aber gegeneinander. Elfie Semotan schuf unter diesem Titel ein Sinnbild für die Kulturhauptstadtregion: Sie collagierte ein langes Band aus Ganzkörperporträts der 23 Bürgermeister, alle in Hosen. Ihr Tratschpartner glaubte, unter diesen nur zwei Frauen entdecken zu können. Ein Leser hingegen meinte, es seien drei. So folgte eine Nachfrage bei den Kulturhauptstadtmachern, da die Intendantin Elisabeth Schweeger mittlerweile wohl alle handelnden Personen kennengelernt haben dürfte. Keine Antwort. Auf nochmalige Nachfrage tippte die Pressesprecherin bloß: „Es ließ sich nicht abschließend klären.“ Ihr Tratschpartner meinte, dies schreie geradezu nach einer Glosse. Deren Reaktion hätte von einem bornierten Cis-Mann stammen können: „Wirklich? Das sind die großen Fragen, die uns beschäftigen?“
Es kam jedenfalls keine Antwort – auch nicht von Schweeger. Also Nachfrage bei Ines Schiller, der Bürgermeisterin von Bad Ischl (SPÖ). Sie reagierte prompt: Es sind insgesamt drei – zusammen mit Sabine Promber (Ebensee) und Nicole Eder (Steinbach).
Die Ischler Bürgermeisterin hat es nicht einfach. Der "Standard" veröffentlichte im Juni einen Text unter dem Titel „Die Unkulturhauptstadt“. Denn es regieren Zwist und Hader. Im Kulturhauptstadtjahr sollte ein neues Hotel eröffnet werden, doch es gab (wohl berechtigt) viel Widerstand. Daher wird erst Ende August – nach der heiligen „Kaiserwoche“ – mit den Bauarbeiten begonnen. Geplante Fertigstellung: 2025.
Auch das Lehár-Theater wird nicht saniert sein. Veranstaltungen würden, so Schweeger, trotzdem darin stattfinden. Es soll also jeder sehen können, in welch erbärmlichem Zustand sich die Stadt befindet.
Und Ines Schiller hat noch keine Ahnung, wie sie mit Franz Stelzhamer umgehen soll. Nach dem antisemitischen Schriftsteller, Verfasser der Landeshymne, ist nicht nur ein Kai benannt: 1974 wurde ein Denkmal von der Gemeinde errichtet. Schiller spricht sich für eine Kontextualisierung aus, aber über Art und Weise der Umsetzung könne sie „zur momentanen Zeit“ noch nichts sagen. Es ist ja noch unendlich viel Zeit bis zur Eröffnung der Kulturhauptstadt am 20. Jänner.
Zur Einsicht gekommen ist man aber an einem anderen Ort überkommener Gesinnungen: Das Stadtmuseum, untergebracht im vormaligen Hotel Austria, wird doch noch neu eingerichtet. Die Geschichte endet also doch nicht mit der süßen Sisi und dem braven Franzl ...
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