Die Pandemie und Einreisebestimmungen verhinderten frühere geplante Termine. Umso besser war nun die Stimmung, umso mehr gab Tori Amos für ihr Publikum alles. Neue Songs und alte Hits – 14 Nummern standen offiziell auf der Playlist. Aber Zugaben durften auch nicht fehlen.
Mit Jon Evans am Bass und Ash Soan an den Drums ließ Tori Amos die Zuhörer tief in musikalisches Universum blicken. Sie selbst bediente – oft gleichzeitig – Keyboard und Klavier. Ihr Bösendorfer ist übrigens eine „Sie“, wie die Künstlerin mitteilte. Nicht die einzige Information, die man an diesem Abend erhielt. Zumal Amos auch auf die Anfänge ihrer singulären Karriere zurückblickte.
Im Zentrum stand aber naturgemäß die Musik. Los ging es mit „Juárez“ – Powersound gepaart mit einer gigantischen Stimme. Wobei Amos in St. Pölten all ihre Tugenden ausspielen konnte. Perfekt changierend zwischen Wut und Zerbrechlichkeit, zwischen Anklage und Leichtigkeit waren die Songs ausbalanciert. So ist „Ocean to Ocean“ etwa sehr ohrwurmtauglich, zugleich aber ein beherztes Plädoyer gegen die Ausbeutung der Meere.
Auch das ist seit jeher ein Markenzeichen von Amos. Bei ihr gehen wichtige Botschaften nahtlos in fantastische Musik über. Mit „Crucify“ unternahm sie einen Ausflug zu ihrem frühen Album „Little Earthquakes“, „Addition of Light Divided“ führte wieder zu „Ocean to Ocean“, dazu kamen etwa „Little Amsterdam“, „Take to the Sky“ oder „Bouncing Off Clouds“. Und natürlich durfte auch der Megahit„Cornflake Girl“ nicht fehlen.
Doch Tori Amos ist weit mehr als ein „Cornflake Girl“. Mit ihrer unfassbar intensiven, zwischen höchsten Tönen, auch Sprechgesang und tiefer Kraft pendelnden Stimme lotet sie die Untiefen des Lebens grandios aus. Und das Beste dabei ist: Amos erfindet sich immer neu, bleibt sich aber selbst in ihren (teils auch auf klassischer Musik fußenden) Botschaften treu. Dafür wurde sie – ebenso wie ihre fabelhaften Musiker – entsprechend gefeiert.
Ein Support-Act durfte da auch nicht fehlen. Mit der norwegischen Singer/Songwriterin SKAAR (eigentlich Hilde Skaar) und ihrem Begleiter am Keyboard Øystein Aadland war SKAAR mit zarten Balladen, ihrem Nachdenken über die Welt und ihrer feinen Interpretation ein gutes Intro für die Tori-Amos-Festspiele.
Peter Jarolin
Kommentare