Topsy Küppers ist tot: Vom täglichen Kopfstand und der richtigen Haltung

Ihren Krebs nannte Topsy Küppers „Ungustl“, das klang beinahe liebevoll. Als bei ihr Darmkrebs diagnostiziert wurde, bekämpfte sie die Krankheit unter anderem mit einem Buch („Mein Ungustl“) und ließ dafür ein Foto machen, das ihren nackten, mit Markierungen für die Strahlentherapie versehenen Oberkörper zeigt. Als der KURIER sie damals fragte, ob er das Aktfoto veröffentlichen darf, hatte sie nichts dagegen: „Es kommt ja nicht in der Krone auf Seite 5, oder?“
Sie überlebte den Krebs um fast zwölf Jahre, und wenn man sie fragte, warum sie mit 90 so fit ist, führte sie das auf jahrzehntelanges Yoga zurück, vor allem auf den Kopfstand, den sie täglich praktizierte: „Ich glaube, ich habe ihm zu verdanken, dass ich keine Hörgeräte und Brille brauche. Weil alles so stark durchblutet ist.“
Geboren wurde Küppers am 17. August 1931 in Aachen. Weil ihr Vater, den sie nie kennenlernte, Jude war, musste sie sich mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter vor den Nazis verstecken; sie überlebte den Krieg als U-Boot in den Niederlanden.
Gitarren der Liebe
Sie studierte Ballett, Gesang und Schauspiel, trat in Kinokomödien wie „Gitarren der Liebe“ (mit Vico Torriani und Harald Juhnke) auf und lernte in den späten 50er-Jahren den Kabarettisten Georg Kreisler kennen.
Die beiden heirateten, zogen nach Wien, bekamen zwei Kinder – darunter die Sängerin und Radiosprecherin Sandra Kreisler – und waren auch beruflich erfolgreich. Nach der Scheidung aber, Mitte der 70er-Jahre, entbrannte um das Erfolgssolo „Heute Abend: Lola Blau“ (mehr als 1.000 Vorstellungen!) ein Urheberrechtsstreit. Kreisler ging gegen seine Ex-Frau vor Gericht; nach Jahren einigte man sich auf einen Vergleich.
Es sagt viel über das Wesen von Topsy Küppers aus, dass sie im Rückblick trotzdem auch die schönen Seiten betonte. „Es war wirklich eine tolle, tolle, tolle Beziehung, in jeder Hinsicht.“
1965 nahm Küppers die österreichische Staatsbürgerschaft an, 1976 eröffnete sie in der Wiedner Hauptstraße die Freie Bühne Wieden, die sie 25 Jahre lang leitete. In dem kleinen Theater traten Stars wie Erika Pluhar, Ernst Stankovski oder Louise Martini auf – vor allem aber die Prinzipalin selbst. Geboten wurde eine etwas altmodische Form von Unterhaltung – aber stets mit Haltung vorgebracht. Im Zuschauerraum war der gelbe Stern ausgestellt, den der Maler und Holocaust-Überlebende Heinrich Sussmann in Auschwitz tragen musste.
Zum 75. Geburtstag von Bruno Kreisky 1986 richtete sie für den Altkanzler im Theater eine Feier aus. Sie blieb bis zuletzt Mitglied der SPÖ, obwohl sie mit der Partei nicht immer so zufrieden war wie zu Kreiskys Zeiten. „Ich möchte die vielen lieben, alten Sozis nicht durch einen Austritt erschrecken.“
Vorname unbekannt
Der Spitzname „Topsy“ bedeutet „Spitze“, ihren wahren Vornamen verriet sie nie. Als ihr heiß geliebter zweiter Mann, Carlos Springer, 2013 starb, ging Topsy Küppers zu BMW und kaufte sich ein flottes neues Auto. Ihre Tochter war entsetzt, aber sie sagte nur: „Kind, ich hab’s verdient. Ich möchte mir eine Freude machen.“
Wie am Samstag bekannt wurde, ist Topsy Küppers im 94. Lebensjahr gestorben.
Kommentare