„Einmal haben wir uns angeschaut und uns sind die Tränen gekommen“, erinnert sich Einarsson im Gespräch mit dem KURIER. „Ich weiß gar nicht wieso. Wir hatten den ESC-Film auf Netflix geschaut, in dem es auch um Island geht. Eigentlich ein lustiger Film. Wir wurden trotzdem total emotional. Vielleicht, weil es Winter war, wir ewig kein Sonnenlicht gesehen und zwei Wochen keinen Kontakt zur Außenwelt hatten. Dadurch haben wir uns in der Zeit mit all unseren Wünschen und Zweifeln geöffnet. Wir hatten dort aber auch sehr viel Spaß.“
Beides steckt jetzt in den Songs dieses eben erschienen Albums, das Einarsson treffend „Teardrops & Confettiguns“ getauft hat. Mit Spaß meint der Musiker auch, dass er sich traut, in seinen Pop-Sound rockige Gitarren einzubringen: „Ich liebe Pop. Ich liebe es aber auch, Queen und Muse zu hören. Aber diese Seite von mir habe ich noch nicht gezeigt. Weil es jetzt das erste Mal kein Zeitdruck mit dem Album gab, habe ich ausprobiert, wie weit ich damit gehen kann.“
Auch seine ersten fröhlichen Liebeslieder hat Einarsson für „Teardrops & Confettiguns“ geschrieben – weil er nach einigen gescheiterten Beziehungen jetzt mit seiner Freundin glücklich ist. Im „Teardrop“-Teil des Albums ist „Your Way“ sicher der berührendste Song. Einarsson hat ihn nach dem Drogentod seines älteren Bruders geschrieben, bei dessen Begräbnis Frank Sinatras Klassiker „My Way“ gespielt wurde.
„Ich habe über viele Monate daran gearbeitet, weil es so emotional war“, erzählt der 29-Jährige, der bei seinem Opernsänger-Vater in Salzburg aufgewachsen ist. „Ich konnte mich maximal zwei Tage am Stück mit ,Your Way' beschäftigen. Dann habe ich gemerkt, meine Psyche braucht eine Pause. Denn es war, als würde ich mit dem Schreiben dieses Songs immer wieder eine Wunde aufkratzen.“
Schon als Einarsson mit 18 Jahren mit seinem Song „Leya“ durchstartete, ging es eigentlich um seinen Bruder. „Das war damals mein Geheimnis. Ich hatte das Geschlecht und den Namen geändert, einen Song über ein Mädchen, das sich in Drogen verliert, daraus gemacht.“
In der Piano-Ballade „Your Way“ fragt Einarsson den Bruder, wie es im Himmel ist, und erinnert sich, wie er versucht hat, ihm zu helfen. „Wir haben sehr, sehr viel gesprochen, aber du kannst bei einem Abhängigen nicht viel machen. Schon gar nicht, wenn du im Ausland bist.“
Einarsson, der jetzt in Gmunden lebt, hat aber für sich Konsequenzen aus dem Schicksal seines Bruders gezogen: „Ich habe gemerkt, dass auch ich diese Genetik, dieses Suchtpotenzial in mir habe. Deshalb trinke seit zwei Jahren keinen Alkohol mehr. Früher bin ich jeden Abend weggegangen und habe gefeiert. Es fing an, weil es lustig war und ich meinen Traum gelebt habe. Aber irgendwann wird es zur Routine, und dann brauchst du das, weil das dein neues Level an Glücklichsein ist. Aber eigentlich sollte es ganz andere Sachen geben, die dich glücklich machen.“
Einarsson hat sie endlich gefunden – mir seiner Freundin und seinem Hund Dexter. Und mit einer Fitnessroutine, die neben dem Training mit Gewichten und langen Spaziergängen Eisbaden im Traunsee inkludiert. Vor allem für die Tour und die Konzerte im Frühjahr will er fit sein. „Ich will auf der Bühne Spaß haben. Und wenn ich körperlich nicht an das Limit gehen kann, so wie ich es mir vorstelle, macht es keinen Spaß. So wie früher mit jeden Abend trinken – das würde heute nicht mehr gehen.“
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