Thomas Maurer zeigt: Franz Kafka hatte auch eine amüsante Seite

INTERVIEW MIT DEN "STAATSKÜNSTLERN": MAURER
Thomas Maurer schafft bei seiner Lesung ein Staccato mit Absurditäten und auch Anzüglichkeiten: „Maurer.Kafka.Komisch" im Rabenhof.

Man wird wohl nicht behaupten können, dass sich der Kabarettist Thomas Maurer extrem viel angetan hat: Ein Fußballmatch lang (inklusive Rapid-Viertelstunde und Nachspiel) liest er vom Tablet Texte, Briefe und Tagebucheinträge Franz Kafkas ab. Und das nicht einmal fehlerfrei. Dennoch gelingt ihm mit „Maurer.Kafka.Komisch“, am Mittwoch im Rabenhof vorgestellt, ein wirklich amüsanter – und auch volksbildnerisch wertvoller – Abend.

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Denn Maurer ist sich – im Gegensatz zum Theater der Jugend – nicht zu gut, en passant das Leben des zwänglerischen Schriftstellers abzuhandeln. Er beginnt mit einer Kürzestgeschichte, die sogar eine Pointe hat. Das sei es dann aber auch schon mit dem Witz bei Kafka. 

Maurers Versuch, der „Verwandlung“ von Gregor Samsa Heiterkeit abzugewinnen, gelingt denn auch nicht wirklich. Aber er braucht die Erzählung, die wahrscheinlich den meisten etwas sagt, nur, um zum Thema Familie zu kommen.

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Der Lärm in der Wohnung enerviert Kafka, der schreiben möchte, enorm. Was wirklich witzig ist. Erst mit 32 Jahren zieht er als Zimmerherr bei einer Mieterin ein. Unerträglicher Lärm vertreibt den Juristen. Auf den „Prozess“ – Maurer interpretiert K.s Onkel als oberösterreichischen Großbauern – folgt das Elend des Junggesellenlebens: Die Geschichte Blumfelds nimmt Maurer nach der Pause wieder auf. Und dann folgt geradezu ein Staccato an Absurditäten und auch Anzüglichkeiten.

Über Kafkas vegetarische Ernährung und dessen Kuraufenthalte kommt Maurer schließlich zu den Frauen – von Felice Bauer bis Dora Diamant. Und mit den Briefen aus Meran an Milena Jesenská, in denen er sich mit der Frage herumschlägt, warum er sie doch nicht in Wien besuchen werde, endet der Abend feuerwerksartig.

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