Thees Uhlmann: "Sophia, der Tod und ich"

Thees Uhlmann veröffentlicht seinen ersten Roman.
Musik spielt bei Thees Uhlmanns erstem Roman keine Rolle. Der Tod hingegen schon.

Sven Regener, Nick Cave, Jochen Distelmeyer und so weiter und so fort. Die Liste an Musikern, die sich als Romanautoren versuchen, ist lange und wird nun um einen Namen erweitert: Thees Uhlmann. Der 41-jährige Kopf der deutschen Indierock-Band Tomte, der seit Jahren auch solo unterwegs ist, hat nun seinen ersten Roman vorgelegt. Als Autor ist Uhlmann aber schon länger aktiv: Im Jahr 2000 verfasste er die Tocotronic-Tourtagebücher, nachdem er mit der Hamburger Band auf Tournee war. Und neben Kolumnen für "Der Übersteiger", dem Fanzine seines Lieblingsfußballvereins St. Pauli, schrieb er bereits für Magazine wie Intro und Musikexpress.

Bei seinem ersten Roman "Sophia, der Tod und ich" stellt er sich die Frage: Was passiert, wenn eines Tages der Tod bei einem klingelt und sagt, dass man nur noch ein paar Minuten zu leben hat? Thees Uhlmann gibt dann auf 320 Seiten nicht den Psychologen, sondern den Humoristen, der auf einen witzigen wie berührenden Roadtrip mitnimmt.

KURIER: Wie viel Thees Uhlmann steckt in der Geschichte? Thees Uhlmann: Natürlich gibt’s immer wieder Berührungspunkte mit der eigenen Biografie. Aber bis auf ein paar Ausnahmen ist die Geschichte fiktiv. Jeder Charakter war in meinem Buch eine weiße Leinwand, die ich einfach so bemalen konnte.

Verarbeitet man beim Schreiben seine eigenen Probleme?
Nein, meine eigenen Probleme habe ich in diesem Buch nicht verarbeitet. Ich finde es auch völlig verwerflich, wenn jemand aus der Luxus-Gesellschaft sagt, er habe im Roman seine Trennung verarbeitet. Es ist einfach eine Geschichte, die die Leute unterhalten soll – vielleicht nicht so flach wie die Filme von Didi Hallervorden (lacht).

Wie kommt man auf die Idee, Dialoge mit dem Tod zu schreiben?
Am Anfang habe ich lange darüber nachgedacht, was ich schreiben könnte. In dieser Phase hat sich dann eine Idee herauskristallisiert: Ich wollte über jene Person schreiben, über die Tausende Horrorfilme und Death-Metal-Platten gemacht wurden: den Tod. Ich stelle ihn aber total anders dar, beschreibe ihn als sympathischen, unschuldigen, begeisterungsfähigen, jungfräulichen und lustigen Typen. Mein Tod sieht die Welt durch Kinderaugen: Alles ist neu für ihn. Es gibt zum Beispiel eine Szene, in der der Tod in einer Bar zum ersten Mal Bier bestellt. Nach drei Bier sagt er: "Ich kann die Gewalt in diesem Getränk schmecken."

Wie schwer ist es, einen Roman zu schreiben?
Das Schreiben war eine völlig neue Erfahrung – mit Musikmachen kann man das nicht vergleichen. Denn ich hatte keine Band an meiner Seite, die mich dabei unterstützt. Das hat mir Angst, mich wahnsinnig gemacht und zum Zweifeln gebracht. Es gab Tage, da konnte ich einfach keinen einzigen Satz schreiben. Ich bin Sklave meiner Laune.

Musik kommt in der Geschichte keine vor. Warum?
Weil es mir wichtig war. Und deshalb will der Protagonist in meiner Geschichte von Musik nichts wissen. Und auf neue Beziehungen will er sich auch nicht einlassen, da er aufgrund schlechter Erfahrungen die Leidenschaft verloren hat. Er ist abgestumpft und emotionslos – ein geknickter Mensch, der gesenkten Hauptes an der Seite des Todes durchs Leben geht.

Thees Uhlmann: "Sophia, der Tod und ich"
Roman von Thees Uhlmann, Kiepenhauer & Witsch
Sie probieren gerne neue Sachen aus. Wann starten Sie Ihre TV-Karriere?
Ins Fernsehen muss ich nicht unbedingt, das ist dann noch einmal eine Nummer größer. Ich fühle mich in der zweiten Reihe der Prominenz sehr wohl.

Info: Thees Uhlmann wird heute, Montag, im Wiener Stadtsaal aus seinem Roman "Sophia, der Tod und ich" lesen. Beginn: 20 Uhr.

Thees Uhlmann: „Sophia, der Tod und ich“. Kiepenheuer & Witsch. 320 Seiten. 19,60 Euro.

Zur Person: Thees Uhlmann
Der 1974 in Niedersachsen geborene Sänger brachte mit seiner Band Tomte Anfang der Nullerjahre frischen Wind in die Hamburger Schule. Seit 2011 ist Uhlmann auch solo bzw. mit neuer Band unterwegs und besingt Träume der Enddreißiger. Neben seinen musikalischen und nun auch schriftstellerischen Tätigkeiten betreibt er mit Marcus Wiebusch ( Kettcar) und Reimer Bustorff das Label Grand Hotel van Cleef. Thees Uhlmann wird gerne als „Bruce Springsteen von Niedersachsen“ und „Hooligan der Herzen“ bezeichnet.

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