"Gott des Gemetzels" in Reichenau: Eltern sind die schlechteren Kinder

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Laut umjubelt bei den Festspielen Reichenau: Yasmina Rezas Hitstück lässt zwei Ehepaare kunstvoll und pointenreiche eskalieren.

Am Schluss ist das Handy hin, der Hamster tot, die Blumen sind ein zerfledderter Blütenteppich und die Fassade der bürgerlichen Zivilisiertheit liegt in Trümmern. Und das Ganze ist auch noch lustig: Mit großem Jubel endete die Premiere von Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“ bei den Festspielen Reichenau. 

Regisseur Philipp Hauß bringt die Eskalation zweier Ehepaare, die einander über eine Prügelei ihrer Kinder in die Haare kriegen, flott und ohne Scheu vor Lautstärke auf die Bühne. Das finessenreich streitende Luxus-Quartett – Maria Köstlinger, Juergen Maurer, Lilith Häßle und Tim Werths – verstrickt sich mit viel Spielfreude in immer neue Streitkonstellationen, zur Freude des Publikums, das an interessanten Stellen wissend lacht.

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Ein Einwand

Rezas Stück ist ein Riesenhit. Und der Reichenau-Abend ist ein derart großer Publikumserfolg, dass Platz ist für einen prinzipiellen Einwand: Man hätte eigentlich hoffen dürfen, dass das Genre, das Reza mit „Gott des Gemetzels“ bedient, ähnlich im Orkus verschwinden möge wie die ermüdenden Boomer-Witze über den eigenen Ehepartner.

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