Subvention gestrichen: Dunkle Wolken überm Sommernachtskonzert

GENERALPROBE SOMMERNACHTSKONZERT DER WIENER PHILHARMONIKER
Die Stadt Wien will nicht mehr zahlen: Die Philharmoniker sehen das Konzert gefährdet, der ORF verweist auf den Vertrag bis 2027

Das erste Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker bei Schloss Schönbrunn fand 2004 statt – unter dem Titel „Konzert für Europa“ (er wurde bis 2007 beibehalten) und dirigiert von Bobby McFerrin. Ziel war es, klassische Musik einem breiten Publikum kostenlos zugänglich zu machen und gleichzeitig Wien als Kulturmetropole zu präsentieren.

Jahr für Jahr waren 50.000 bis 100.000 Menschen live dabei. Vom ORF in die weite Welt übertragen, wurde es zu einem Aushängeschild für Wien: nicht ganz so bedeutend wie das Neujahrskonzert der Philharmoniker, aber doch.

Hinter dem Sommernachtskonzert stand anfangs ein politischer Wille. Und die Kosten wurden gemeinsam gestemmt – auch dank vieler Sponsoren, darunter Rolex. Das Kulturministerium steuerte heuer 180.000 Euro bei – und die Stadt Wien als Hauptnutznießer des Events 250.000.

Clemens Hellsberg, 17 Jahre lang Vorstand der Philharmoniker, meinte bei seinem Abschied 2016: „Was hoffentlich bleiben wird, ist das Sommernachtskonzert in Schönbrunn. Das war immer mein Lieblingsbaby, weil es kulturpolitisch wichtig ist, dass man einmal im Jahr ein Konzert für alle anbietet, auch wenn es für uns in vieler Hinsicht sehr aufwendig ist.“

Nun liegen düstere Wolken über dem Open-Air-Konzert. Denn Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler strich den Philharmonikern die Subvention für den Gratis-Event – eben 250.000 Euro. Der Gratis-Kultursommer hingegen wird weiterhin mit vier Millionen Euro finanziert.

Die Philharmoniker sind „über die Entscheidungen der österreichischen Kulturpolitik und allen voran jene der Stadt Wien erstaunt“. Denn: „Das Sommernachtskonzert ist ein Geschenk der Philharmoniker an alle Menschen in Wien und auf der ganzen Welt, die Musik lieben. Es wurde von Beginn an in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Bundes und der Stadt Wien als kulturpolitisches Bekenntnis verstanden.“

Durch die angekündigten Budgetkürzungen sei die Durchführung des kommenden Konzerts gefährdet: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist ungewiss, ob und in welcher Form diese großartige Veranstaltung auch 2026 noch stattfinden kann“, so Daniel Froschauer, der Vorstand der Wiener Philharmoniker.

ORF: Vertrag bis 2027

Auf Anfrage des KURIER äußerste sich auch der ORF: Ihm sei es „ein großes Anliegen“, die beiden großen Wiener Open-Air-Konzerte der Philharmoniker und der Symphoniker übertragen zu können. „Der ORF versteht sich als öffentlich-rechtlicher Dienstleister der Kulturnation Österreich und sieht es als seine Aufgabe, diese musikalischen Visitenkarten dem heimischen TV-Publikum bieten zu können und via Partner in die Welt hinauszutragen.“

Bezüglich des Sommernachtskonzerts verweist der ORF auf einen gültigen Vertrag bis 2027 – und darauf, dass das Konzert weltweit in über 150 Länder übertragen wird. trenk

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