„Mozart ist einer der großen Wegbegleiter meines Lebens“

46-220757188
Andreas Ottensamer im Gespräch. Der Klarinettist und Dirigent führt am 5. 12. mit den Tonkünstlern in Wr. Neustadt das „Requiem“ auf.

Gewisse Traditionen verdienen es, gepflegt zu werden, wie die Aufführung von Mozarts „Requiem“ in Wiener Neustadt am 5. Dezember, dem Todestag seines Schöpfers. Maria Großbauer, Intendantin des Stadttheaters, hat diese ins Leben gerufen.

Wie bereits 2024 führt Andreas Ottensamer das „Requiem“ mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich auf. „Dieses Konzert ist ein Herzensprojekt für mich, denn Mozart ist einer der großen Wegbegleiter meines Lebens“, eröffnet Ottensamer das Gespräch mit dem KURIER – und kommt auf die Entstehung dieses „sagenumwobenen“ Werks zu sprechen. Dabei stellt er klar, dass hinter der düsteren Gestalt, die Mozart in der Nacht heimsucht und bei ihm eine Totenmesse in Auftrag gibt (wie man es oft in Filmen sieht), Graf Walsegg steht. Nach dem Tod seiner jungen Frau 1791 bestellte der bei Mozart eine Totenmesse. Doch Mozart starb, bevor er das Werk fertigstellen konnte. Das erledigte Franz Xaver Süßmayer. 1793 führte es der Auftraggeber in der Neuklosterkirche in Wiener Neustadt auf.

„Wir möchten an dieses Ereignis erinnern und das Requiem so aufführen, wie es damals geklungen hat“, sagt Ottensamer. Ist das mit einem modernen symphonischen Orchester wie den Tonkünstlern überhaupt möglich? „Das Allerwichtigste für mich ist die historisch informierte Kenntnis. Ob auf einem modernen Instrument gespielt wird oder auf einem alten Instrument mit Darmsaiten, ist eine andere Diskussion, die für mich nicht unbedingt entscheidend ist“, stellt Ottensamer klar. Ihm gehe es darum, die Partituren „vor dem Hintergrund zu interpretieren, wie man zu der Zeit gespielt hat“.

Der Mutter zu verdanken

Noch vor einem Jahr war Ottensamers Name ein Synonym für Virtuosität an der Klarinette. Im Gegensatz zu seinem Bruder Daniel und seinem 2017 verstorbenen Vater Ernst, beide Solo-Klarinettisten bei den Wiener Philharmonikern, musizierte Andreas bei den Berliner Philharmonikern. Als er im Jänner diesen Posten verließ, um sich dem Dirigieren zu widmen, war dies das Ergebnis einer langjährigen Entwicklung. Die sei nicht zuletzt seiner Mutter zu verdanken, schildert er.

Wie sein Vater und sein Bruder wollte auch Andreas Ottensamer nach Anfängen an Klavier und Cello Klarinettist werden. Er setzte sich durch – aber die Mutter ließ nicht nach und inspirierte den Teenager, auch Dirigieren zu studieren. Als Corona die Musikwelt verstummen ließ, widmete sich Ottensamer vermehrt dem Dirigierstudium. Als man wieder spielen konnte, nahm er Unterricht bei den Besten. Er besuchte Riccardo Mutis Akademie in Italien, um zu lernen, wie man Verdi dirigiert. Er assistierte Christian Thielemann in Wien bei Wagners „Lohengrin“ und in Berlin beim „Ring“. Sir Simon Rattle setzte ihn als Assistenten ein.

Steigt der Druck nicht, wenn das Fernsehen live überträgt – wie jetzt das Requiem? „Das Konzert muss sowieso gut werden. Ob es dann noch für ein paar mehr Leute ist oder nicht, ist dann auch schon egal. Aber ich freue mich, wenn es ein bisschen in die Welt hinausgeht!“

ORF III strahlt das Konzert am 7. 12. um 20.15 Uhr aus. Stage+ überträgt live am 5. 12., Radio NÖ bringt das Konzert am 25. 1. um 20 Uhr.

Kommentare