7,6 Prozent weniger Kulturbudget: Subvention für Sommernachtskonzert gestrichen
Am Mittwoch lud die Kulturstadträtin zum Gespräch ins Rathaus – zum wenig erbaulichen Thema „Budgetmaßnahmen“. Der Termin war durchaus mit Spannung erwartet worden. Denn am 20. September hatte Veronica Kaup-Hasler im KURIER-Interview vorgewarnt: „Es wird Einschnitte geben, das ist völlig klar. In dieser Zeit ist es ein Erfolg, wenn das Budget in einer Institution gehalten werden kann.“
Auf dem Tisch lag für alle ein Büchlein mit dem Titel „Freier Eintritt in ganz Wien. Kostenlose Kulturangebote im gesamten Stadtgebiet“, heuer veröffentlicht. Auf Seite 81 wird das „alljährliche“ Sommernachtskonzert der Philharmoniker „auf einer spektakulären Bühne“ im Park von Schloss Schönbrunn als „Wiens größtes Musikereignis für klassische Musik“ angepriesen.
Und wenig später erklärte die Kulturstadträtin, dass sie den Wiener Philharmonikern die 250.000 Euro Subvention für das Konzert gestrichen habe. Die viel beschäftigten Musiker, die ja das Orchester der Staatsoper stellen, würden deswegen „nicht am Hungertuch nagen“, wie Kaup-Hasler meinte. Und es werde ja auch weiterhin das Festkonzert der Symphoniker auf dem Heldenplatz geben (anlässlich Österreichs Befreiung vom NS-Regime).
Wegen 250.000 Euro riskiert Kaup-Hasler also ein ordentliches Donnerwetter. Denn im Juni sollen 53.000 Menschen dem Ereignis beigewohnt haben, der ORF übertrug zeitversetzt. Die Maßnahme erscheint unverständlich im Vergleich mit dem Gratis-Kultursommer, der weitergeführt wird: Das Budget beträgt vier Millionen, an die Künstler fließt bloß eine Million, und der Zulauf ist mit etwa 90.000 Besuchern eher dürftig.
Gute Laune: Kaup-Hasler vor einer Arbeit von Leo Schatzl.
Zwei Brocken fallen weg
Aber wirklich sparen muss die Stadträtin ohnedies nicht. Die Kultur kam, wie sie sagte, mit einem „blauen Auge“ davon. Das Minus beträgt bloß 7,6 Prozent: Das Kulturbudget (ohne Volkshochschulen) sinkt vom Allzeithoch 348,8 Millionen heuer auf 322,28 Millionen. Also um 26,5 Millionen. Aber zwei echt große Brocken fallen weg: das sündhaft üppig ausgestattete Strauss-Jahr und die Investitionen für das Kinderkultur-Zentrum in Floridsdorf, das 2028 eröffnet werden soll. Sie hatten 2025 mit je 9,5 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Macht bereits 19 Millionen.
Um fünf Millionen Euro weniger bekommen die Vereinigten Bühnen Wien, die an zwei Standorten Musicals anbieten und Oper im Theater an der Wien. Der kulturpolitische Wunsch sei es, dass „die Oper geschützt wird und das Profil beibehält“, sagte die Kulturstadträtin. Sprich: Es muss in erster Linie beim Musical eingespart werden. Dies erscheint sinnvoll, da andernorts mit diesem Genre Gewinne erwirtschaftet werden. Der Konzern ATG will auch im Prater ab 2027 Musical spielen – ohne Subventionen. Ihr Tratschpartner versuchte bisher erfolglos, mit den Chefs der VBW zu sprechen.
Um einen (noch) nicht genannten Betrag gekürzt werden die Subventionen für Konzerthaus und Musikverein, auch die Wiener Symphoniker bekommen vielleicht weniger, aber was die Stadträtin keinesfalls will: dass die zweiten Geigen rausgehaut werden. Sie hält die Vorgaben zudem durch das Aussetzen des Altstadterhaltungsfonds ein, der heuer 2,6 Millionen Euro ausschüttete, durch die Reduktion der Arbeitsstipendien von 84 auf 48 – und das Canceln des einst hoch gelobten Förderprogramms „Shift“ (1,5 Millionen). Auf der anderen Seite fließen drei Millionen Euro in die Sanierung des Stadttempels.
Im Großen und Ganzen aber bleiben die Budgetansätze für die großen Theater wie die kleinen Institutionen gleich: „Bei den meisten konnten wir das Budget halten, das ist eine sehr positive Nachricht in diesen Zeiten“, meinte Kaup-Hasler. Ihr sei freilich bewusst, dass angesichts der Inflation auch bei gleichbleibenden Förderungen der Spardruck in den Institutionen steige.
Das Wien Museum muss sich aber darauf einstellen, dass die Stadt eine „Einbehaltsklausel“ aktiviert, wonach bei angespannter Lage im ersten Jahr 2,5 Prozent der Förderung zurückbehalten werden und im zweiten Jahr fünf. Der Gratisbesuch der Dauerausstellung soll trotzdem bleiben.
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