Gekommen, um zu bleiben: Ein Musical-Theater für die Ewigkeit

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Der internationale Unterhaltungskonzern ATG errichtet bis Ende 2027 am Rande des Wurstelpraters eine ovale Arena.

Schlendrian ist nicht die Sache von ATG, dem globalen Marktführer im Bereich Live-Unterhaltung. Erst kurz vor Weihnachten 2024 gab das Unternehmen, das weltweit 71 Spielstätten betreibt, den Bau eines Musical-Theaters am Rande des Wurstelpraters bekannt – „in strategischer Allianz“ mit der Stadt und der Wien-Holding.

Und nun präsentierte man bereits die ansprechende Architektur. Das Genehmigungsverfahren läuft, und man hofft, demnächst mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Die Eröffnung ist für Ende November 2027 angepeilt – also in etwas mehr als zwei Jahren.

Ob man mit „Der König der Löwen“ starten werde, wie die Wiener Kulturstadträtin unlängst meinte, wollte Joachim Hilke, CEO von ATG Entertainment Central Europe, nicht bestätigen. Aber er verspricht große Produktionen auf West-End-Niveau. Und wenn das eine oder andere Musical doch nicht so gut laufen sollte, sei das keine große Tragik. Schließlich habe man genügend Produktionen im Talon; im Musical Dome Köln etwa begeistere derzeit „Moulin Rouge!“.

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ATG will acht Vorstellungen in der Woche spielen, und eine Sommerpause werde es nicht geben, so Hilke am Montag. Die Vereinigten Bühnen Wien – die hoch subventionierte Tochter der Wien Holding bietet im Raimund Theater und im Ronacher Musicals an – könnten da schon unter Druck geraten. Doch Hilke, ein Hamburger, versucht zu beruhigen: Die Flut hebe alle, wie man in seiner Heimat sagt.

Live-Unterhaltung boomt

Sprich: Konkurrenz belebt das Geschäft. Was aber, wenn in der Geldbörse aufgrund von Inflation und Rezession Ebbe herrscht? Die Live-Unterhaltung boome geradezu, sagt Hilke trocken. Und daher wird in der nordöstlichen Ecke des Wurstelpraters (unweit der U-Bahn-Station Messe) kein Provisorium errichtet, sondern „ein Theater für die Ewigkeit“ mit 1.800 Sitzplätzen (groß genug, um mit Musicals Geld zu verdienen; das Ronacher mit etwa 1.000 Sitzplätzen ist viel zu klein).

Der Grund, auf dem bisher die Olympia-Achterbahn stand, wurde gepachtet, seit 1. September sei man daher „Besitzer“. Die Investitionssumme betrage 100 Millionen Euro. Das Musical-Haus stellt daher, wie man stolz festhält, „das größte privat finanzierte Theaterbauprojekt in Österreich der letzten 100 Jahre dar“. Und es dürfte vergleichsweise preiswert sein: Nur die Sanierung des Raimund Theaters samt Ausbau (und noch immer zu klein für große Musicals) kostete vor wenigen Jahren stolze 81 Millionen Euro.

Barrierefreiheit und Inklusion

Das „Theater im Prater“, konzipiert von den Architekturbüros Haworth Tompkins (London) und Dietrich Untertrifaller DTFLR (Wien), spielt alle Stück’ln hinsichtlich Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Inklusion. Zudem besticht es durch sein Design wie seine Funktionalität. Ausgangspunkt der Überlegungen war der Kreis, die bestimmende geometrische Figur im Prater – vom Riesenrad bis zu den Karussells.

Das lichtdurchflutete Foyer des ovalen Bauwerks wird in einer Holz-Hybrid-Bauweise errichtet, die Lamellen korrespondieren mit der bunten Umgebung. Für das Auditorium und den Bühnenturm greift man auf Stahlbeton zurück, die Fassade des Backstage-Bereichs wird, wie das Dach, begrünt.

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