Streaming macht Einbruch bei deutschen CD-Verkäufen wett

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Die deutsche Musikindustrie erlitt keinen Corona-Absturz, warnt aber vor den Folgen der Krise für die Künstler.

Der rasant zunehmende Verkauf von Audio-Streams hat die deutsche Musikindustrie vor einem Corona-Absturz bewahrt und ihr sogar ein beachtliches Umsatzplus beschert. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres erlöste die Branche mit Musik aus dem Internet, CDs und Vinylplatten insgesamt 783,7 Millionen Euro - 4,8 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (748,1 Millionen Euro).

20 Prozent Plus bei Streaming

"Verantwortlich für das positive Ergebnis ist das weiter auf hohem Niveau dynamisch wachsende Audio-Streaming, das um 20,7 Prozent zulegte und seine Position als umsatzstärkstes Format weiter ausbauen konnte", teilte der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) am Donnerstag in Berlin mit. Die CD (minus 22,9 Prozent) habe hingegen "mit einer gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelten Rückgangsrate stark gelitten durch die krisenbedingten Maßnahmen, die auch den stationären Handel betrafen".

Auch Platten stark

Dagegen bleibt die schon seit Jahren wieder populäre Vinylscheibe im Aufwärtstrend - und zwar trotz coronabedingter Probleme vieler Plattenläden seit März: plus 4,6 Prozent im ersten Halbjahr 2020. Beim Verkauf von Downloads ging es erneut deutlich bergab (minus 22,5 Prozent). Video-Streaming sei mit 31,3 Prozent stark gewachsen, habe aber "mit 3,3 Prozent noch immer einen sehr geringen Marktanteil", hieß es.

Der BVMI-Vorstandsvorsitzende Florian Drücke sagte: "Dass sich die Branche in der Corona-Krise im ersten Halbjahr 2020 insgesamt belastbar gezeigt hat, ist sehr erfreulich und ein Ergebnis der erfolgreichen Digitalstrategie der Mitgliedsfirmen in den vergangenen Jahren." Audio-Streaming habe mit 65,7 Prozent den größten Anteil an den Brancheneinnahmen, es folgten die CD mit 20 Prozent, Downloads mit 5,1 Prozent und Vinylplatten mit 4,5 Prozent, so der Verband.

Live-Sektor macht Sorgen

Drücke warnte zugleich: "Unbedingt wichtig ist jedoch, diese positiven Zahlen im musikwirtschaftlichen Gesamtkontext einzuordnen, denn das leichte Wachstum in unserer Branche darf nicht davon ablenken, wie groß die Krise für den Live-Sektor ist." Dies habe "verheerende Auswirkungen" für die Künstler. Der BVMI-Chef: "Auch deshalb begleiten wir die Forderungen nach staatlichen Hilfsmaßnahmen solidarisch." Sein Verband vertritt die Interessen von rund 200 Tonträgerherstellern und Musikunternehmen, die mehr als 80 Prozent des deutschen Musikmarkts repräsentieren.

Für das Gesamtjahr 2019 hatte der BVMI im Februar mitgeteilt, dass die Branche im viertgrößten Markt der Welt nach den noch leicht rückläufigen Jahren 2017 und 2018 ein Umsatzplus von 8,2 Prozent auf gut 1,6 Milliarden Euro erzielt habe. Auch hier war das vor allem enorm zulegenden Erlösen beim Audio-Streaming über Musikplattformen wie Spotify, Amazon, Apple Music, Tidal oder Deezer zu verdanken.

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